Phänologie: Alte Pflanzen als Klimadatenbank
Mindestens zweieinhalb Milliarden gepresster und getrockneter Pflanzen und ausgestopfter oder aufgespießter Tiere lagern in den Museen dieser Welt – ein bislang ungehobener Schatz für die Klimaforschung, meinen Karen Robbirt von der University of East Anglia und ihre Kollegen. Die Herbarien der Welt könnten beispielsweise wertvolle Hinweise liefern, wie Pflanzen auf die Erderwärmung reagieren, so die Botaniker: Schließlich fehlten bei vielen Arten langzeitige phänologische Aufzeichnungen, etwa zum Blühbeginn oder der Samenreife.
In beiden Fällen reagierten die Orchideen in gleichem Maß auf die Temperaturen des Frühlings: Mit jedem Grad Celsius, das die Frühjahrsmonate im Mittel wärmer ausfielen, öffneten die Pflanzen ihre Blüten sechs Tage früher. "Dieses Ergebnis freut uns sehr. Es zeigt, dass Museumskollektionen wertvolle zusätzliche Daten für Klimastudien liefern können", freut sich Robbirt. Erstmals sei es damit gelungen, mit Hilfe von Herbarien Beziehungen zwischen Klima- und phänologischen Daten herzustellen, wenn entsprechende Aufzeichnungen aus dem Gelände fehlen – was vielfach der Fall ist.
Um diesen Mangel zu beheben, untersuchten sie exemplarisch 77 Exemplare der Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes), die zwischen 1848 und 1958 gesammelt worden waren und in den Royal Botanical Gardens in Kew und dem Natural History Museum in London aufbewahrt werden. Jede der Orchideen besitzt ein Datenblatt mit genauen Orts- und Zeitangaben, so dass sich die dazugehörigen Temperaturen aus den Aufzeichnungen des britischen Wetterdienstes ermitteln ließen. Diese Werte verglichen sie dann mit den Bedingungen, unter denen die Pflanzen zwischen 1975 und 2005 in East Sussex aufblühten.
In beiden Fällen reagierten die Orchideen in gleichem Maß auf die Temperaturen des Frühlings: Mit jedem Grad Celsius, das die Frühjahrsmonate im Mittel wärmer ausfielen, öffneten die Pflanzen ihre Blüten sechs Tage früher. "Dieses Ergebnis freut uns sehr. Es zeigt, dass Museumskollektionen wertvolle zusätzliche Daten für Klimastudien liefern können", freut sich Robbirt. Erstmals sei es damit gelungen, mit Hilfe von Herbarien Beziehungen zwischen Klima- und phänologischen Daten herzustellen, wenn entsprechende Aufzeichnungen aus dem Gelände fehlen – was vielfach der Fall ist.
Die steigenden Durchschnittstemperaturen sorgten in den letzten Jahrzehnten dafür, dass der Frühling in Europa zeitiger einzieht. Ein Phänomen, das sich quer durch alle Taxa zieht: So fangen viele Vogelarten mittlerweile früher an zu brüten oder kehren eher aus dem Winterquartier zurück. Insekten entwickeln sich eher im Jahr und nutzen es aus, dass auch Pflanzen ihre Blüte und ihren Blattaustrieb nach vorne verlegt haben. (dl)
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