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News: Am Ende die Verwitterung

Vor 500 Jahren lebten im Hochland Mexikos pro Quadratkilometer mehr Menschen als im heutigen Deutschland. Trotzdem war die Erosion in dieser Zeit minimal. Sie stieg erst dramatisch an, als die Europäer kamen und das Volk der Tarasker von fremden Krankheiten dahingerafft wurde.
Pátzcuaro See in Mexiko
Bis zur spanischen Eroberung Anfang des 16. Jahrhunderts bildete das Volk der Tarasker im mexikanischen Hochland, im heutigen Bundesstaat Michoacán, die zweitgrößte politische Einheit Mittelamerikas. Von 1350 bis 1520 stieg die Zahl der Volksangehörigen derart an, dass ihnen der Raum zum Siedeln fehlte. Viele Menschen mussten daher die unwirtlichen und erosionsgefährdeten Gebirgsregionen erschließen, indem sie ihre Siedlungen auf künstlichen Terrassen errichteten – etwa in dem schmalen Hochlandbecken am Pátzcuaro-See.

Der Aufstieg und der Niedergang der Tarasker ist archäologisch gut dokumentiert. Allerdings konnte sich bis vor kurzem niemand erklären, weshalb die Region in der Vergangenheit – offensichtlich durch kräftige Erosionsereignisse – mehrmals ihr Gesicht veränderte und ganze Städte zerstört wurden. Vielleicht, so dachten viele, drängten sich auf der kleinen Hochebene einst schlichtweg zu viele Menschen – dadurch seien die Hänge instabil geworden und schließlich abgerutscht.

Doch im Pátzcuaro-See, am Fuße der Hochebene, stießen Christopher Fisher von der Kent State University und seine Kollegen jetzt auf gänzlich unerwartete Hinweise: In Zeiten besonders hoher Bevölkerungsdichten waren die Erosionsraten merkwürdigerweise besonders niedrig.

Aufgrund charakteristischer Wechsellagerungen in den Seesedimenten konnten die Forscher genau feststellen, dass noch zu Zeiten des Städtebaus infolge der Bauarbeiten besonders große Sedimentmengen von den Hängen in den See geschwemmt wurden.

Doch nachdem sich die Tarasker eingerichtet hatten, verringerte sich die Sedimentfracht rasch um bis zu 90 Prozent – obschon die Bevölkerungsdichte zugleich von nur 20 auf über 300 Einwohner pro Quadratkilometer anstieg (zum Vergleich: In Deutschland leben rund 230 Menschen pro Quadratkilometer). In dieser Zeit, so meint Fisher, entstanden aus Platzmangel ausgeklügelte Terrassensysteme, welche die Tarasker ernährten und zugleich der Erosion widerstanden.

Doch all das sollte sich dramatisch ändern, als in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts die Europäer nach Mexiko einfielen. Den von ihnen eingeschleppten Krankheiten hatten die Tarasker nichts entgegenzusetzen, und es dauerte nicht lange, bis ihr Volk zerfiel und die Siedlungen verließ. Und damit kam auch das Ende der Terrassen. Beinahe schlagartig stieg die Erosionsrate, und die Terrassen gingen den Bach herunter. Denn ohne die ständige Pflege brachen bald die Dämme, und während die Terrassen zuvor viele Jahrzehnte das Land vor Abtragung schützten, fielen sie nun um so rascher Wind und Wetter anheim.

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