News: Angriff von innen
Und – sie gedeihen unter sauerstoffarmen Bedingungen. Das macht sie wie andere anaerobe Bakterien zu idealen Kandidaten, um Tumoren anzugreifen, vermuteten Forscher schon vor 50 Jahren. Denn haben die Krebsgeschwüre eine bestimmte Größe erreicht, entstehen Bereiche, die nicht mehr ausreichend über Blutgefäße versorgt werden und daher nur geringe Sauerstoffgehalte aufweisen. Der Sauerstoffmangel macht sie relativ unempfindlich gegenüber Bestrahlung, und die geringe Dichte an Gefäßen verhindert, dass Chemotherapeutika ihr Ziel erreichen.
Bert Vogelstein und seine Kollegen an den Johns Hopkins Medical Institutions haben den alten Gedanken nun mithilfe von C. novyi in die Tat umgesetzt. Dieser Clostridien-Stamm neigte mehr als andere Arten dazu, sich in dem Tumorgewebe auszubreiten und nicht nur eng begrenzte Kolonien zu bilden.
Die Forscher entfernten bei den Bakterien das Gen für das Toxin, damit sie für ihre zukünftigen Wirte harmlos werden. Dann verabreichten sie Zellkulturen sowie krebskranken Mäusen Sporen der Mikroorganismen gemeinsam mit konventionellen Chemotherapeutika. "Die Idee dahinter ist, die Tumoren von innen mit den Bakterien und von außen mithilfe der Chemotherapie anzugreifen", erklärt Vogelstein.
An ihrem sauerstoffarmen Zielort angekommen, erwachten die Sporen zu neuem Leben, teilten sich eifrig und griffen die umgebenden Tumorzellen an. Das angrenzende gesunde Gewebe blieb unbehelligt, denn der dort reichlich vorhandene Sauerstoff tötete die Bakterien sofort. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Mehr als die Hälfte der behandelten Tumoren, darunter auch einige sehr große, waren innerhalb von 24 Stunden vollständig zerstört. Sie fielen in sich zusammen und hinterließen nur schwärzliche Narben, die innerhalb der nächsten 14 Tage auch noch verschwanden.
Bis zu den ersten klinischen Versuchen wird es allerdings noch eine Weile dauern, da die Forscher nun erst herausfinden wollen, welches chemotherapeutische Mittel in Kombination mit den Bakterien die besten Resultate erzielt. Außerdem stellt die schnelle Zerstörung der großen Tumorgewebemassen die körpereigene Müllabfuhr vor einige Probleme, die ebenfalls erst gelöst werden müssen. Alles in allem hoffen die Forscher jedoch, dass sie mit ihrer Methode der Krebsbekämpfung eine neue Dimension hinzufügen konnten.
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