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News: Anhand des Gebissabdrucks entlarvt

Keiner hat ihn je gesehen, den Übeltäter. Das ist an sich kein Wunder, denn der Käfer lebte vor 66 Millionen Jahren und ist längst ausgestorben. Aber auch ohne ein fossiles Exemplar seiner Gattung hinterlassen zu haben, ist man ihm anhand seiner versteinerten Fressgewohnheiten auf die Spur gekommen. Denn dieser Blattkäfer, dessen Speiseplan mit Blättern einer bestimmten Ingwer-Pflanze recht eintönig war, hat auf eben diesen Blättern die Spuren seiner Kauwerkzeuge zurückgelassen. Die Blätter sind versteinert und mit ihnen auch der Beweis der ältesten Spezies dieser Gruppe.
Vielfalt steht nicht auf dem Speiseplan bei manchen Blattkäfern (Chrysomelidae). Einige Gattungen haben eine Leibspeise aus dem Reich der Ingwer- und Heliconia-ähnlichen Pflanzen und bleiben ihr ein Leben lang treu. Jeder Käfertyp frisst sich durch seine Lieblingsblätter und lässt eine Spur der Verwüstung zurück: keinen Fuß- sondern einen Bissabdruck sozusagen, akkurat entlang der Blattadern, die für die Zufuhr von Wasser und den Abtransport von Produkten aus der Photosynthese angelegt sind. Auch wenn er längst das Feld geräumt hat, kann man seine vorherige Anwesenheit durch seine einzigartige Kieferleistung auf den jungen eingerollten Blättern beweisen. Denn die Kiefer variieren zwischen den Arten in Größe und Form – ähnlich wie der Zahnabdruck beim Menschen.

Dem fossilen Vertreter Cephaloleichnites strongi kam der Paläobotaniker Peter Wilf von der University of Michigan in Ann Arbor durch einen Zufall auf die Schliche. Als er und Conrad Labandeira vom National Museum of Natural History der Smithsonian Institution 53 Millionen Jahre alte fossile Blätter aus Wyoming untersuchten, zeigten sich auf ihnen auf den zweiten Blick die für Blattkäfer typischen Bissabdrücke. Außerdem sahen die uralten Blätter heutigen Ingwer-Blättern sehr ähnlich. Auch in der Sammlung von Kirk Johnson am Denver Museum of Natural History fand Wilf die selbe Unterschrift von Kauspuren (Science vom 14. Juli 2000).

Da die Versteinerungen aus North Dakota auf die späte Kreidezeit datiert sind, müssen die gefräßigen Käfer 20 Millionen Jahre älter sein, als ihre bisher gefundenen fossilen Körper vermuten lassen. Auch wenn die Forscher wenig Vorstellung davon haben, wie die Käfer vor 66 Millionen Jahren aussahen, so sind die typischen Kauspuren für ihre frühzeitliche Anwesenheit Beweis genug. "Diese Spuren in den Blättern sind so diagnostisch für einen Käfer, wie Reifenspuren auf einer Autobahn, die von einem schleudernden Auto stammen", sagte Wilf. Die Funde unterstützen eine Theorie des Insektenforschers Brian D. Farrell von der Harvard University. Er nimmt an, dass sich die pflanzenfressenden Käfer parallel zu den Blütenpflanzen entwickelt haben und somit schon während des Höhepunktes der Dinosaurier durchaus verschiedenartig waren.

Bis jetzt gab es für diese Theorie wenig Unterstützung aus dem Reich der Versteinerungen, da nur ein einziges fossiles Käferexemplar gefunden wurde. Doch wahrscheinlich müssen sich die Forscher gar nicht auf die Suche nach dem Pflanzenfresser selbst machen, sondern können seine Anwesenheit in der Kreidezeit auch durch seine typischen Gebissspuren nachweisen. Möglicherweise finden sie so neue Hinweise auf die Evolution der Insekten.

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