Antarktis: 1,2 Millionen Jahre altes Eis erbohrt
Das Forschungscamp Little Dome C in der Antarktis gehört wahrscheinlich zu den am weitesten abgelegenen Orten der Erde, an denen sich Menschen zumindest auf Zeit niederlassen. Doch hier gelang ein wichtiger Schritt, um die Klimageschichte der Erde genauer analysieren zu können. Ein internationales Forschungsteam um Frank Wilhelms vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven gewann dort einen 2800 Meter langen Eisbohrkern aus dem Eisschild der Antarktis, der mindestens 1,2 Millionen Jahre ununterbrochen umfasst. Er erweitert damit deutlich den bisherigen Rekord von 800 000 Jahren Klimageschichte aus einem Bohrkern, der 2004 gewonnen worden war.
Die neue Bohrung erreichte den Grund des Gletschers, wo er auf Fels aufliegt. Jeder Meter Eis umfasst dabei bis zu 13 000 Jahre Klimageschichte, wobei die untersten 210 Meter des Eiskerns über dem Grundgestein aus altem Eis besteht, das stark deformiert, möglicherweise durchmischt oder wieder eingefroren und von unbekannter Herkunft ist. Es ist daher für Analysen womöglich nicht brauchbar. Im Bereich zwischen 2426 und 2490 Meter hingegen liegt zeitlich der Übergang des mittleren Pleistozäns: eine Periode, in der sich die Eiszeitzyklen von 41 000- auf 100 000-jährige Intervalle verlangsamten. Warum dies geschah, soll unter anderem mit Daten dieser Eisbohrkerne analysiert werden.
Das wertvolle Probenmaterial soll an Bord des Eisbrechers Laura Bassi zurück nach Europa transportiert werden. Ein logistisch komplexes Unterfangen: Unter anderem muss eine Kühlkette von minus 50 Grad Celsius gewahrt bleiben, um das Eis optimal zu schützen. Die im Eis eingeschlossenen Gasbläschen sollen schließlich nicht beim Tauen freigesetzt werden, da sie wichtige Informationen etwa zur Zusammensetzung der Atmosphäre zur damaligen Zeit enthalten.
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