Temperaturdaten: Antarktische Halbinsel war im Holozän so warm wie heute
Eisbohrkerndaten deuten darauf hin, dass die Antarktische Halbinsel für einen beträchtlichen Teil der letzten 12 000 Jahre etwa so warm war wie in der Gegenwart. Erst in den letzten etwa 1500 Jahren fielen die Temperaturen deutlich, so dass es zwischenzeitlich bis zu zwei Grad kälter war als heute. Die Antarktische Halbinsel gehört zu den Regionen der Erde, die sich derzeit am stärksten erwärmen – die Ursache dafür ist jedoch noch unklar, da es nur wenige langfristige Temperaturdaten gibt. Die Daten von Robert Mulvaney und seinem Team vom British Antarctic Survey belegen nun unter anderem, dass Ost- und Westseite der Halbinsel auf kurzen Zeitskalen recht unterschiedliche Temperaturtrends zeigen, was auf mehrere unterschiedliche Ursachen für die gegenwärtige Erwärmungsphase hindeutet.
Die Forscher gewannen einen etwa 360 Meter langen Bohrkern aus der Eiskappe der James-Ross-Insel, der mindestens 20 000 und eventuell sogar bis zu 50 000 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht und anhand seiner Wasserstoff- und Sauerstoffisotopenverhältnisse Auskunft über die regionale Temperatur gibt. Demnach begann der aktuelle Erwärmungstrend etwa in den 1920er Jahren und geht deswegen nicht, wie zuvor vermutet, auf das Ozonloch zurück. Außerdem zeigen die Eisbohrkerne, dass die Antarktische Halbinsel vom Beginn des Holozäns vor etwa 12 000 Jahren bis vor etwa 1500 Jahren immer mal wieder so warm war wie heute und sich erst in der Zeit danach deutlich abkühlte.
Dementsprechend folgern Mulvaney und seine Kollegen, dass die Eisschelfe an der Halbinsel, die in den letzten Jahren kollabierten, auch in den Jahrtausenden davor nicht durchgängig stabil waren. Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass die Erwärmung der letzten 100 Jahre den Isotopendaten zufolge schneller ablief als 99,7 Prozent aller vorherigen Warmphasen. Sie halten deswegen eine Beteiligung des menschengemachten Klimawandels am Erwärmungstrend anhand der neu gewonnenen Daten für sehr wahrscheinlich. Außerdem zeigten die starken Klimaschwankungen, dass das Klima der Region besonders empfindlich auf externe Einflüsse reagiere, geben die Wissenschaftler zu bedenken.
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