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Artenschutz: Auch Pinguine beziehen Nistkästen

In europäischen Gärten sind Meisenkästen Standard. Doch auch viele andere Vögel können derartige Nisthilfen nutzen - sogar Pinguine in Südafrika.
Ein schwarzweißer Afrikanischer Pinguin steht vor einer betongrauen Nisthilfe, die sich in niedriger, grüner Strandvegetation befindet. Neben den lebenden Pflanzen liegen zahlreiche braune Pflanzenreste.
Ein Brillenpinguin steht vor seiner Nisthilfe aus Keramik. Die Boxen bieten dem Nachwuchs Schutz vor Fressfeinden.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Zahl der frei lebenden Brillenpinguine aus dem südlichen Afrika dramatisch abgenommen: Der Bestand ist um 90 Prozent auf nur noch 8500 Brutpaare geschrumpft – durch Krankheit, Nahrungsmangel und den Verlust an Brutplätzen. Zumindest Letzteres ließe sich durch den verstärkten Einsatz von Nisthilfen lindern, wie ein Team um Lorien Pichegru von der südafrikanischen Nelson Mandela University zeigen konnte: Die eingesetzten Keramikbauten erhöhten den Bruterfolg der darin nistenden Vögel um 16,5 Prozent verglichen mit dem von Artgenossen, die auf traditionelle Weise Nachwuchs aufziehen.

Die Arbeitsgruppe hatte vier unterschiedliche Nisthilfen in südafrikanischen Brutkolonien der Pinguine ausgebracht und über zwölf Jahre den Erfolg oder Misserfolg der Tiere aufgezeichnet. Prinzipiell nutzten die Vögel diese künstlichen Nisthöhlen und brüteten darin besser als Artgenossen, die darauf verzichteten und dadurch den Naturgewalten stärker ausgesetzt waren.

Allerdings zeigten sich auch deutliche Unterschiede beim Design und den Anforderungen der Pinguine. Auf dem Festland etwa erbeuten Säugetiere immer wieder zahlreiche Eier und Küken; auf pflanzenarmen Inseln ohne diese Fressfeinde spielen dagegen klimatische Faktoren wie intensive Sonneneinstrahlung eine stärkere Rolle. Die Wissenschaftler entwickelten daher unterschiedliche Nisthilfen, die es entweder Beutegreifern erschwerte, an das Nest zu kommen, oder die extreme Wettereinflüsse abmildern. Generell eigneten sich Bauten dafür am besten, wenn sie aus einer zweischichtigen Keramik bestanden, zwischen deren Schichten fünf Zentimeter Abstand herrschten: Diese luftgefüllte Lücke wirkt wie ein Isolator und verhindert, dass sich der Behälter zu stark aufheizt. Andere Nistkästen aus Holz, Beton oder Fiberglas schnitten dagegen etwas schlechter ab.

Um die Art zu retten, reiche diese Handreichung jedoch nicht, betonen Pichegru und Co. Am stärksten trifft Nahrungsmangel die Vögel: In ihrem Verbreitungsgebiet wird der Atlantische Ozean intensiv befischt und erwärmt sich durch den Klimawandel. Die Pinguine sind also länger unterwegs, um ausreichend Futter zu finden, was an ihren Kräften zehrt und sie für Fressfeinde angreifbarer macht.

  • Quellen
Ecological Solutions and Evidence 10.1002/2688–8319.12388, 2024

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