Covid-19-Impfung: Das können die Corona-Impfstoffe leisten
Zurück zur Normalität. Mit Impfungen gegen das Coronavirus soll das in den kommenden Monaten gelingen. Sie können Menschen vor einer Ansteckung schützen und schwere Covid-19-Fälle verhindern. So schnell wie nie zuvor haben Teams weltweit Schutzimpfungen entwickelt, die nachweislich wirksam und sicher sind. Hunderte weitere werden erforscht. Die Nachfrage nach dem Piks ist groß, das Angebot an Impfdosen jedoch noch gering. Auch die Impfreihenfolge ist umstritten, und so manches Mittel hat einen schlechteren Ruf als angemessen.
In der Europäischen Union haben bislang vier Präparate eine bedingte Zulassung: AZD1222 von AstraZeneca, BNT162b2 von Biontech/Pfizer, mRNA-1273 von Moderna sowie JNJ-78436735 von Johnson & Johnson. Vor allem AZD1222 (Vaxzevria) von AstraZeneca ist umstritten. Eine verwirrende bis fehlerhafte Berichterstattung über die Wirksamkeit und Meldungen über möglicherweise sehr seltene, aber schwer wiegende Nebenwirkungen haben dazu beigetragen. Wegen Sicherheitsbedenken hatte Deutschland die Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca Mitte März vorerst ausgesetzt, derzeit ist das Mittel in Deutschland nur für Menschen über 60 Jahren empfohlen. Im April haben einige Bundesländer jedoch beschlossen, es solle grundsätzlich für alle Altersgruppen zur Verfügung stehen.
Was über Wirksamkeit und Nutzen der bisherigen Mittel bekannt ist und welche weiteren Impfstoffkandidaten schon bald eingeschränkt in der EU zugelassen sein könnten – wir behalten für Sie den Überblick basierend auf aktuellen Erkenntnissen.
AZD1222 – besser als sein Ruf
Weitere Namen: ChAdOx1 nCoV-19/Vaxzevria/Covid-19 Vaccine AstraZeneca
Hersteller: AstraZeneca / University of Oxford
Bedingte Zulassung in der EU: seit 29. Januar 2021 – das Mittel ist in einigen Bundesländern vorerst nur Menschen über 60 Jahren empfohlen
Was kann der Impfstoff?
Bei AZD1222 handelt es sich um einen Vektor-Impfstoff (siehe Infobox). Wie die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna verabreicht man AZD1222, der in den Studien auch ChAdOx1 – für Chimp Adenovirus Oxford – genannt wird, in zwei Dosen.
Derzeit ist das Mittel in Deutschland für alle Personen im Alter von ≥60 Jahren empfohlen. Jüngere sollten andere Impfstoffe bekommen. Der Grund für diese Altersbeschränkung liegt in den seltenen Fällen von Thrombosen in Kombination mit Thrombopenien, die nach der Impfung bei wenigen Geimpften aufgetreten sind.
So funktionieren Vektor-Impfstoffe
Vektor-Impfstoffe enthalten zwar ebenfalls einen Teil des Virus-Erbguts, der die Produktion von Impf-Proteinen anregen soll – ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen. Allerdings ist der Transportweg des Erbguts in die menschlichen Zellen ein anderer: Es wird ein anderes Virus, ein Vektor, als Transportmittel genutzt. In diesem Fall handelt es sich um ein Adenovirus, das normalerweise Schimpansen befällt und für den Impfstoff mit einer neuen Ladung im Inneren versehen wird, dem Coronavirus-Erbgut. Adenoviren kursieren auch unter Menschen und lösen beispielsweise Erkältungssymptome aus.
»Die Entscheidung […] beruht auf intensiven Analysen der aktuellen, jedoch derzeit begrenzten Datenlage sowie der Berücksichtigung der gegenwärtigen pandemischen Lage«, teilte die Ständige Impfkommission Anfang April 2021 mit. Mit einer ersten AstraZeneca-Dosis geimpfte Menschen unter 60 Jahren sollen demnach für die zweite Impfung auf ein anderes Präparat umsteigen. Die Empfehlung werde im Sinne einer »living guideline« fortlaufend aktualisiert, heißt es weiter.
Auch die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) prüft die Sicherheit weiterhin basierend auf den vorliegenden Daten. Zuletzt hat sie am 7. April 2021 uneingeschränkt die Anwendung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca empfohlen. Begründung: Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken.
Mitte März 2021 hatte Deutschland die Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers AstraZeneca zwischenzeitlich ausgesetzt. Bereits Anfang des Monats hatten mehrere Länder vorsorglich beschlossen, die Impfung mit einer Produktionscharge von AZD1222 zu pausieren, nachdem vereinzelt Fälle von Blutgerinnseln aufgetreten waren, einige davon in zeitlichem Zusammenhang und mit Todesfolge. Nach erster Prüfung bestand bei dem von AstraZeneca und der britischen University of Oxford entwickelten Impfstoff kein Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Risikosignal und der Impfung. Das hat das für die Bewertung und Sicherheit von Humanarzneimitteln zuständige Pharmakovigilance Risk Assessement Committee (PRAC) der EMA am 12. März 2021 gemeldet.
Wie hoch die Wirksamkeit des Mittels genau ist, ist derzeit unklar. In einer ersten Studie waren Forschende auf eine Wirksamkeit von 70 Prozent gekommen, wobei sich aus den Daten eines kleineren, von einem Dosierungsfehler betroffenen Studienarms sogar eine Wirksamkeit von 90 Prozent errechnen ließ. Die Europäische Arzneimittelbehörde berücksichtigte in ihrer Zulassungsempfehlung andere Daten und schloss auf eine Wirksamkeit von etwa 60 Prozent. Und in einer neueren, bisher nicht von Fachleuten begutachteten Studie deutete sich an, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei etwa 80 Prozent liegen könnte, wenn zwischen der ersten und der zweiten Dosis mindestens zwölf Wochen liegen.
Unter den geimpften Testpersonen waren nur wenige Menschen 65 Jahre alt oder älter. Auf Anraten der Ständigen Impfkommission (Stiko) wurde der Impfstoff in Deutschland daher zu Beginn nur bei Jüngeren angewendet, aktuell vorwiegend unter medizinischem Personal. Anfang März jedoch hatte die Stiko ihre Einschätzung mit Blick auf neue Erkenntnisse aus Studien aktualisiert. Sie hat damit den Weg für AstraZeneca-Impfungen der Menschen ab 65 bereitet.
Auf Grund der wachsenden Ausbreitung der Delta-Variante hat die Stiko Anfang Juli ihre Impfempfehlung weiter angepasst. Wem als erste Dosis AstraZeneca verabreicht wurde, soll nun unabhängig vom Alter als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfungen soll laut Stiko vier Wochen betragen. Die Impfkommission begründet ihre aktualisierte Empfehlung damit, dass die Kombination aus AstraZeneca und mRNA-Impfstoffe einer Zweifachimpfung allein mit AstraZeneca »deutlich überlegen« sei. Für diese Empfehlung steht momentan noch das Stellungnahmeverfahren aus, das heißt, die Stiko wartet noch Rückmeldungen aus Fachkreisen ab, um ihre Impfempfehlung gegebenenfalls zu vervollständigen.
Wichtig zu wissen: Die Werte geben an, wie gut sich symptomatische Corona-Infektionen verhindern lassen. Vor schwerem Covid-19 schützt der Impfstoff offenbar sehr effektiv. Und eine neuere, ebenfalls nicht final begutachtete Studie liefert Hinweise darauf, dass Geimpfte das Virus seltener weitergeben.
JNJ-78436735 – der Einzeldosis-Impfstoff
Weitere Namen: Ad26.COV2.S
Hersteller: Janssen Pharmaceuticals / Johnson & Johnson
Bedingte Zulassung in der EU: seit 11. März 2021
Was kann der Impfstoff?
Der Impfstoff JNJ-78436735 basiert ebenfalls auf einem vermehrungsunfähigen Adenovirus, allerdings in diesem Fall auf dem humanen Adenovirus Typ 26 (Ad26). Dieses Impfvirus ist bereits als Teil eines Ebola-Impfstoffs zugelassen, dort setzt man es allerdings zusammen mit einem anderen Impfvirus als Kombinationsimpfstoff ein.
Gegen Sars-CoV-2 dagegen erwies sich bereits eine einzelne Dosis als recht effektiv. Schon Laborstudien und frühe klinische Studien an Erwachsenen zeigten viel versprechende Ergebnisse.
Laut klinischen Daten bietet der Impfstoff zu etwa 66 Prozent Schutz vor einer Infektion mit Sars-CoV-2. Schwere Verläufe sind demnach um 85 Prozent verringert. Außerdem schützt das Präparat wohl auch vor den bisher bekannten mutierten Varianten des Virus.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur hatte am 1. Dezember 2020 einem beschleunigten Zulassungsverfahren zugestimmt. Nach Verdacht auf Thrombosefälle im Zusammenhang mit der Impfung gab es im April 2021 eine gesonderte Prüfung. Ergebnis am 20. April 2021 laut EMA: Der Impfstoff könne in der EU uneingeschränkt verwendet werden. »Der Wirkstoff könne in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel auslösen«, heißt es weiter, deshalb sollten diese Ereignisse »als sehr seltene Nebenwirkungen« im Beipackzettel aufgeführt werden.
In den USA ist die Nutzung des Präparats derweil vorübergehend ausgesetzt. Dort waren acht Fälle von Thrombosen aufgetreten nach etwa sieben Millionen Impfungen mit dem Johnson & Johnson-Präparat.
BNT162b2 – oft das Mittel der Wahl
Weitere Namen: Comirnaty/Tozinameran
Hersteller: Biontech/Pfizer
Bedingte Zulassung in der EU: seit 21. Dezember 2020
Was kann der Impfstoff?
Der Impfstoff Comirnaty, in Studien auch BNT162b2 genannt, ist ein mRNA-Impfstoff (siehe Infokasten). Er besteht aus ausgewählten Kopien des Erbguts von Sars-CoV-2. Ersten Studien zufolge bewahrt Comirnaty Geimpfte zu 95 Prozent davor, eine Corona-Infektion mit Symptomen zu bekommen. Diese Einschätzung könnten zukünftige Studien korrigieren. Zudem bestätigte sich in einer Auswertung der Daten von etwa 600 000 Geimpften in Israel, dass Geimpfte, die sich dennoch infizieren, normalerweise nicht schwer an Covid-19 erkranken. Einer weiteren Studie zufolge scheiden Geimpfte dann auch weniger Virus aus als Ungeimpfte, was die Übertragung auf andere unwahrscheinlicher macht.
So funktionieren Impfstoffe auf mRNA-Basis
Die mRNA ist eine spezielle Form von Erbgut, die innerhalb von Zellen als Vorlage dient, um daraus Proteine herzustellen. Diesen Mechanismus nutzen Impfstoffentwickler aus, um die Genabschnitte mit Hilfe einer Fetthülle aus Lipid-Nanopartikeln in Zellen zu schleusen, aus denen spezielle Proteinteile des Coronavirus hergestellt werden. Diese Proteinteile regen anschließend das Immunsystem dazu an, passende Immunzellen dagegen zu bilden.
Grundsätzlich gilt der Impfstoff als sicher. Das bedeutet, dass übliche Impfreaktionen, etwa Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber oder Müdigkeit, bei mindestens jedem Zehnten auftreten. Kopfschmerzen hatten etwa die Hälfte der Geimpften (siehe Infografik). In sehr seltenen Fällen wurde bei Geimpften eine schwere allergische Reaktion nach der Impfung beobachtet. Studien zeigen, dass auch Personen mit einer solchen Reaktion nach der ersten Dosis eine spätere zweite Impfung mit dem mRNA-Impfstoff gut vertragen können. Wenn eine Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe bekannt ist, empfiehlt das Paul-Ehrlich-Institut, von einer Impfung abzusehen. Wer sich unsicher ist, sollte medizinischen Rat suchen.
In der Europäischen Union ist Comirnaty seit dem 28. Mai 2021 für Menschen ab 12 Jahren zugelassen. Bisher wird der Impfstoff vor allem unter sehr alten Menschen verimpft, Bewohnerinnen und Bewohnern von Seniorenheimen und unter medizinischem Personal.
mRNA-1273 – der weltweit erste Corona-Impfstoff
Weitere Namen: Moderna COVID-19 Vaccine / COVID-19 Vaccine Moderna
Hersteller: Moderna/NIAID
Bedingte Zulassung in der EU: seit 6. Januar 2021
Was kann der Impfstoff?
Dieser Impfstoff ist seit Dezember 2020 verfügbar und war das erste Präparat überhaupt, das einem Menschen zum Schutz vor dem Coronavirus in einer klinischen Studie verabreicht wurde. Auch dieses Mittel ist ein mRNA-Impfstoff. Sein Aufbau ähnelt Comirnaty, der Effekt ist ebenfalls vergleichbar: Die Wirksamkeit von mRNA-1273 liegt offiziell bei 94 Prozent. In der Gruppe der Geimpften erkrankten deutlich weniger Testpersonen an symptomatischem Covid-19 als in der Kontrollgruppe. Schwere Krankheitsverläufe traten nicht auf. Wie gut der Impfstoff vor der Infektion selbst und der Weitergabe des Virus bewahrt, ist nicht abschließend geklärt.
In den Studien wurden ähnliche Impfreaktionen beobachtet wie bei Comirnaty. Tendenziell waren sie unter den Moderna-Geimpften etwas häufiger – was nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass Impfreaktionen bei mRNA-1273 generell häufiger sind. Zu den sehr seltenen Nebenwirkungen der beiden mRNA-Impfstoffe gehört neben den allergischen Reaktionen mutmaßlich auch die so genannte Bell-Parese, eine akute Gesichtslähmung, die beispielsweise durch Virusinfektionen ausgelöst werden kann und sich in den allermeisten Fällen wieder zurückbildet. Sie tritt laut Daten nur einmal bei 1000 bis 10 000 Impfungen auf; die Comirnaty-Studie verzeichnete vier Fälle, die Studie von Moderna drei. Ein Zusammenhang zur Impfung ist nicht vollständig geklärt, weil die Bell-Parese ähnlich häufig ohne Impfung in der Normalbevölkerung auftritt.
In der EU ist der Impfstoff für alle Personen über 18 Jahre zugelassen und wird aktuell vor allem älteren Menschen sowie medizinischem Personal verabreicht. Ausgeschlossen waren in den Studien Schwangere und einige Personengruppen mit einer Immunschwäche. Studien an Jugendlichen, die eine Voraussetzung für eine Zulassung wären, sind geplant.
CoronaVac – der aussichtsreichste »klassische« Impfstoff
Weitere Namen:Sinovac COVID-19 vaccine
Hersteller: SinoVac Life Sciences
Zulassung in der EU: steht aus
Was kann der Impfstoff?
In der EU ist CoronaVac bislang nicht zugelassen, seit dem 4. Mai läuft jedoch das Zulassungsverfahren bei der EMA. In China ist der Impfstoff seit Februar zugelassen, die WHO gab am 1. Juni eine vorläufige Empfehlung für den Impfstoff ab. Inzwischen ist Coronavac in etwa 40 Ländern im Einsatz, darunter Türkei, die Ukraine und Albanien; in Brasilien macht der Impfstoff etwa 80 Prozent aller Impfungen aus.
Eine Anfang Juli in »The Lancet« veröffentlichte Phase-III-Studie an rund 10 000 Menschen in der Türkei bescheinigt dem Impfstoff nach zwei Dosen eine Wirksamkeit von 83,5 Prozent gegen symptomatische Covid-19-Erkrankungen. Vorläufige Daten im Februar hatten noch nahe gelegt, dass CoronaVac symptomatische Infektionen lediglich etwa um die Hälfte reduziere. Anfang Juni jedoch berichteten das brasilianische Butantan-Institut und die Medizinische Universität São Paulo, dass der Impfstoff sich in der Praxis als sehr effektiv erwiesen habe. Demnach hatte eine Impfkampagne mit CoronaVac einen Ausbruch in der Stadt Ribeirão Preto mit 650 000 Einwohnern zum Erliegen gebracht.
Anders als die bisher in Europa zugelassenen Impfstoffe basiert CoronaVac auf einem inaktivierten Virus. Der Vorteil dieser Strategie ist, dass solche Vakzine eine viel größere Bandbreite an Antigenen präsentieren als Impfstoffe, die der Immunabwehr nur das Spike-Protein präsentieren. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass der Impfstoff auch die verschiedenen Varianten besser abdeckt als andere Impfungen. Außerdem ist keine aufwendige Kühlung nötig, der Impfstoff kann bei zwei bis acht Grad gelagert werden.
Allerdings müssen für diese Impfstoffe große Mengen des Virus in lebenden Zellen produziert werden – was oft sehr aufwendig ist. Zu klären ist auch, wie lange der Immunschutz anhält. Erfahrungen mit Coronavirus-Impfungen bei Nutztieren legen nahe, dass Impfstoffe auf Basis inaktivierter Viren nur für relativ kurze Zeit vor Coronaviren schützen könnte.
Sputnik V – made in Russia
Weitere Namen: Gam-COVID-Vac
Hersteller: Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie
Zulassung in der EU: steht aus
Was kann der Impfstoff?
Sputnik V ist ein vektorbasierter Impfstoff auf der Basis zweier verschiedener Adenoviren. Die unterschiedlichen Viren sollen das Problem umgehen, dass das Immunsystem bei der zweiten Impfung bereits auf das Impfvirus reagiert. Seit August 2020 ist der Impfstoff in Russland im Einsatz. Die EMA prüft derzeit die Zulassung in der EU.
Bereits 2020 werteten Fachleute die Daten von fast 20 000 Menschen aus und bezifferten die Wirksamkeit des Impfstoffs nach zwei Dosen auf 91,6 Prozent. Der Impfstoff soll laut einer Teilanalyse mit 2000 Erwachsenen für alle Altersgruppen geeignet und gut verträglich sein.
Allerdings gab es immer wieder Diskussionen um die Produktion und Qualität des Impfstoffes und die Zuverlässigkeit der verwendeten Daten. Bis heute fehlen zum Beispiel nach Angaben der EMA wichtige Informationen für den Zulassungsprozess, der deswegen immer wieder ins Stocken gerät. Viele Fachleute sind dennoch angesichts der internationalen Erfahrungen mit dem Impfstoff und den inzwischen vorliegenden Daten inzwischen zuversichtlich, dass auch Sputnik V wirksam und sicher ist.
In den meisten Fällen verursacht der Impfstoff die für derlei Mittel typischen Nebenwirkungen: Hautirritationen an der Stelle, wo der Impfstoff injiziert wurde, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit beispielsweise. Offen ist bisher noch, wie gut der Impfstoff gegen veränderte Varianten wirkt. Erste Studien und die Erfahrungen mit den anderen Vektorimpfstoffen legen nahe, dass auch dieser Vektorimpfstoff nur mäßig vor Infektionen mit Delta & Co schützt.
BBIBP-CorV – im Ausland genutzt trotz Datenmangel
Weitere Namen: Vero
Hersteller: Sinopharm / Wuhan Institute of Biological Products/Wuhan Institute of Virology
Zulassung in der EU: steht aus
Was kann der Impfstoff?
In der EU ist BBIBP-CorV bislang nicht zugelassen. Bereits seit dem 9. Dezember 2020 jedoch ist der Impfstoff auf Basis des inaktivierten Coronavirus in den Vereinigten Arabischen Emiraten und seit dem 12. Dezember 2020 in Bahrain erlaubt. Am 30. Dezember erhielt er eine Zulassung in China.
Dabei gibt es praktisch keine Daten aus überwachten Tests mit Menschen. Über die Ergebnisse der Phase-I- sowie Phase-II-Studie war im Magazin »Lancet Infectious Diseases« zu lesen. In einer Phase-III-Studie haben Forscherinnen und Forscher den Impfstoffkandidaten angeblich an insgesamt 60 000 Personen aus Dutzenden Ländern getestet. Doch die Studie ist nur in China registriert und nicht auf clinicaltrials.gov gelistet, wie etwa das »Ärzteblatt« berichtet.
Es heißt, das Mittel reduziere die Zahl der Infektionen um 79 Prozent. Doch der nachvollziehbare Beleg fehlt. Entsprechend viele Fragen sind derzeit offen. Zum Beispiel, wie lange der Immunschutz anhält. Erfahrungen mit Coronavirus-Impfungen bei Nutztieren legen nahe, dass Impfstoffe auf Basis inaktivierter Viren nur für relativ kurze Zeit vor Coronaviren schützen. Das ist nämlich die zentrale Erfahrung mit solchen Impfstoffen gegen Tier-Coronaviren.
Hinweis: Während einer Pandemie muss man den Krankheitserreger auf der ganzen Welt bekämpfen. Dafür braucht es diverse Maßnahmen, aber eben auch Impfstoffe. Letztlich ist jeder als sicher erwiesene, effektiv wirksame Impfstoff besser als kein Impfstoff. Nebenwirkungen treten nicht zwangsläufig nach einer Impfung mit den bislang in der EU zugelassenen Impfstoffen auf. Doch wie jedes wirksame Medikament gibt es Risiken. Selbst hochwirksame Präparate können eine Krankheit weder hundertprozentig verhindern noch allen Geimpften vollständige Sicherheit bieten, wie unter anderem die Europäische Arzneimittel-Agentur betont. Besonders nach der zweiten Impfung mit einem der beiden mRNA-Mittel können stärkere Reaktionen spürbar sein. Bislang ist auch kein ursächlicher Zusammenhang zwischen einem Todesfall und einer Covid-19-Impfung nachgewiesen. Es besteht der Verdacht, dass die Vektorimpfstoffe Hirnvenenthrombosen auslösen, an denen bereits Menschen starben, der genaue Zusammenhan ist jedoch derzeit unklar.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.