News: Auf Methusalems Spuren
Schon lange Zeit ist bekannt, dass sich die Lebensdauer vieler Organismen verlängert, wenn sie an der Nahrungsaufnahme gehindert werden. An der Hefe konnten Wissenschaftler nachweisen, dass unter derartigen Bedingungen die Aktivität des Sir2-Proteins ansteigt. Dieses Protein schaltet wiederum bestimmte Regionen des genetischen Materials der Zelle ab. Dadurch verhindert es, dass sich überflüssige Windungen, die sich bei der Bildung neuer Proteine mitunter vom Chromosom abklemmen, anhäufen und die Hefezelle eventuell zum Absterben bringen.
Nun hat Leonard Guarente vom Massachusetts Institute of Technology die Wirkung des lebensverlängernden SIR2-Genes bei dem Nematodenwurm Caenorhabditis elegans näher untersucht. Die winzigen Rundwürmer besitzen vier Gene, die dem SIR2-Gen der Hefe ähnlich sind. Um die Versuchstierchen nicht dem Verhungern auszusetzen, bauten die Forscher in die Wurmlarven zusätzliche Kopien von Chromosomen ein, die das SIR2-Gen enthielten. Die Bemühungen zeigten den gewünschten Erfolg: Während normale Rundwürmer eine gewöhnliche Lebenserwartung von etwa zwei Wochen haben, lebten ihre gentechnisch manipulierten Artgenossen um bis zu 50 Prozent länger.
Der Einsatz der SIR2-ähnlichen Gene macht für C. elegans unter widrigen Umweltbedingungen durchaus Sinn: Während Wurmlarven bei Nahrungsmangel in ein Ruhestadium eintreten, in dem sie einige Monate überleben können, ist diese Strategie bei ausgewachsenen Würmern nicht mehr möglich. In der Hoffnung, bessere Lebensbedingungen für eine Fortpflanzung zu finden, verlängert der Wurm seine Lebenszeit unter dem Einfluss der SIR2-ähnlichen Gene.
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