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News: Ausgeschaltete Abstoßung

Organtransplantate sind selten und deshalb kostbar. Umso dramatischer ist es, wenn die lebensrettenden Organe vom Empfänger abgestoßen werden oder das fremde Organ eine Immunattacke startet. Damit dies stattfinden kann, muss der Körper zwischen fremd und eigen unterscheiden: Diese Aufgabe fällt dem Gen SHIP zu. Fehlt es oder ist es vorübergehend ausgeschaltet, versagt die Erkennung, und das Transplantat überlebt zu 85 Prozent - zumindest in Mäusen.
Um Krebs, bestimmte Gendefekte oder Autoimmunerkrankungen zu behandeln, setzen Ärzte nach einer möglichen Chemotherapie oft eine Knochenmarkspende ein. Gesunde Zellen sollen hierei die fehlerhaften Zellen ersetzen. Findet sich ein passender Spender unter den nächsten Verwandten – oft harmonisieren Geschwister am besten –, ist die Abstoßungsrate wesentlich geringer als bei einem fremden Spender, dessen Immunsystem völlig unterschiedlich zu dem des Empfängers ist.

Dann erkennt der Körper das transplantierte Gewebe als Fremdkörper, greift es an und vernichtet es. Aber auch das Transplantat bleibt nicht untätig, es startet seinerseits einen Immunangriff auf den Wirt. Beides sind höchst unangenehme Folgen, die sogar mit dem Tode des Patienten enden können. Da Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken – so genannte Immunsuppressiva – , weitreichende Nebenwirkungen haben, arbeitet William Kerr mit seinen Kollegen von der University of South Florida an Alternativen. Nun sind sie zumindest bei Mäusen fündig geworden.

Die Forscher entdeckten, dass in den Nagern ein bestimmtes Gen namens SHIP eine Schlüsselrolle bei der Unterscheidung zwischen eigen und fremd spielt. Eine Knochenmarkspende, die nicht mit ihrem Immunsystem harmonisierte, überlebten nur ein knappes Drittel der Tiere. Schalteten die Forscher das verantwortliche SHIP-Gen allerdings aus, so überlebten 85 Prozent der behandelten Nager, und das, ohne die zwei üblichen Immunreaktionen zu zeigen: Weder stießen sie das Transplantat ab, noch startete das fremde Knochenmark einen Immunangriff.

Sollte sich dieser Zusammenhang auch beim Menschen abzeichnen, könnte vielen Menschen, die auf eine passendes Transplantat warten, geholfen werden. Momentan findet sich nur für ein Viertel aller Betroffenen ein passender Spender. Für die anderen endet die ergebnislose Suche meist tödlich. Ein Medikament, das vorübergehend das SHIP-Gen ausschaltet, sollte die in Frage kommenden Spender, und damit den gesamten Spenderpool, erhöhen. Würden die Empfänger das blockierende Mittel vor dem Eingriff nehmen, könnte ihr Immunsystem womöglich auch fremdes Gewebe akzeptieren und umgekehrt das fremde Gewebe sich auch problemlos eingewöhnen.

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