Australische Küsten: Haie nur eine geringe Gefahr beim Strandbesuch
Wer sich einen Urlaub am Strand gönnt, denkt vielleicht weniger darüber nach, welche Gefahren dort lauern könnten. Dennoch ereignen sich immer wieder Todesfälle. Und in Ländern wie Australien überwiegt offenbar die Vorstellung: Hauptübeltäter sind Haie. Dass dieser Eindruck trügt, haben nun Sean Kelly und seine Kollegen von der Wasserrettungsorganisation Surf Life Saving Australia dargelegt. Sie untersuchten, welche Todesursachen neben dem Ertrinken die häufigsten beim Schwimmen, Schnorcheln, Surfen oder Bootfahren an australischen Küsten sind. Dabei zeigte sich, dass Zusammenstöße mit Meerestieren wie Haien eine eher geringe Rolle spielen, wie das Expertenteam im Fachjournal »Australian and New Zealand Journal of Public Health« berichtet.
Die Arbeitsgruppe untersuchte die Ursachen für 1667 Todesfälle, die sich zwischen 2012 und 2022 an australischen Küsten ereignet hatten. Die Verstorbenen waren alle älter als 16 Jahre, jüngere Personen waren durch die Daten nicht erfasst. Zumeist, in knapp 63 Prozent der Fälle, seien Menschen ertrunken. Bei den übrigen 37 Prozent wurden als Hauptursachen ein Herzstillstand oder schwere Verletzungen dokumentiert. Davon entfalle etwas mehr als die Hälfte auf Herzversagen und rund ein Viertel gehe auf lebensgefährliche Verletzungen zurück. Die Ursache »Meerestiere« würde auf fünf Prozent der Fälle zutreffen – in jener Gruppe von Menschen, die nicht durch Ertrinken gestorben waren. Bezogen auf alle 1667 verunglückten Menschen seien demnach zirka zwei Prozent von Haien oder Quallen getötet worden.
Laut Kelly und seinem Team seien vor allem Männer unter den Verstorbenen: fast 86 Prozent jener Gruppe, die nicht durch Ertrinken umgekommen sind. Menschen im Alter von über 50 Jahren sind zudem deutlich häufiger an Herz-Kreislauf-Problemen gestorben als jüngere. Oft befanden sich diese Menschen überdies weit von der Küste entfernt – sie fuhren mit einem Boot hinaus. Durch die größere Entfernung konnte die Rettung nur mit Verzögerung und schließlich nicht rechtzeitig eintreffen.
Insgesamt verzeichneten Kelly und sein Team mehr Todesfälle unter jungen Menschen, solchen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Das könnte daran liegen, dass Jüngere häufiger Strände besuchen als Ältere und auch Situationen eher falsch einschätzen. Außerdem spiele es verglichen mit anderen Notfällen für die Überlebenschance eine wichtige Rolle, wo sich der Unglücksort befindet: An abgelegenen Strandabschnitten oder weiter von der Küste entfernt seien sie demnach schlechter, weil Wassernotrettung und Sanitäter länger bräuchten, um diese Orte zu erreichen.
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