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News: Besuch am Rande des Sonnensystems?

Es ist riesengroß. Es wiegt mehr als der Jupiter. Es bewegt sich langsam ganz am Rande unseres Sonnensystems. Und es lenkt Kometen von ihrer Bahn ab. Aber niemand weiß, was 'es' eigentlich ist. Unabhängig voneinander haben zwei Astronomen Hinweise auf das Objekt gefunden. Sie vermuten, daß es sich dabei um einen fremden Planeten handelt, der auf seiner Wanderung durch das Weltall in den gravitatorischen Sog der Sonne geraten ist. Doch wissenschaftlich abgesichert ist diese Annahme nicht. Denn noch hat niemand die geheimnisvolle Masse direkt beobachten oder gar fotografieren können.
Meldungen aus der Astronomie handeln meistens von ganz weit entfernten Objekten, Tausende, Millionen oder gar Milliarden Lichtjahre in den Tiefen des Weltalls. Immer größere Teleskope fangen immer lichtschwächere Galaxien ein, die entstanden sind, als das Universum noch in den Kinderschuhen steckte. Dabei muß man gar nicht in die Ferne von Raum und Zeit schweifen, um auf ungelöste Rätsel am Firmament zu stoßen. Jetzt und direkt vor unserer Haustür bewegen sich Himmelskörper, von denen wir praktisch nichts wissen – nicht einmal, ob sie überhaupt mit Sicherheit existieren.

John B. Murray von der Open University in Großbritannien studierte eigentlich die Bahnen von sogenannten langperiodischen Kometen. Diese Schweifsterne entstammen vermutlich einer Region weit hinter den äußersten Planeten unseres Sonnensystems. Schätzungsweise 1011 bis 1012 Brocken aus Eis und Stein bilden in 10 000 bis 50 000 Astronomischen Einheiten (1 AE= 149,6 Millionen Kilometer) die Oortsche Wolke. Dort verbleiben sie in Dunkelheit und Kälte, bis irgendeine gravitatorische Störung ihren Weg in das innere Sonnensystem umlenkt. Erst wenn sie sich dabei der Sonne nähern, teilweise verdampfen und einen Schweif ausbilden, erfahren wir auf der Erde von ihrer Existenz.

Die Bahnen der langperiodischen Kometen sind nach allgemeiner Auffassung der Astronomen regellos im Raum orientiert. Darum war Murray irritiert, als er bei seiner detallierten Analyse der Orbits von 13 solcher Kometen feststellte, daß ein Teil von ihnen aus etwa dem gleichen Himmelsausschnitt im Sternbild Delphinus stammte (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society vom 11. Oktober 1999). "Obwohl ich nur 13 Kometen im Detail analysiert habe," sagte er gegenüber der BBC, "ist der Effekt ziemlich eindeutig. Ich habe ausgerechnet, daß er nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 1 700 zufällig zustande gekommen ist."

Murray nimmt an, ein großer Himmelskörper bewege sich durch die Oortsche Wolke, 32 000mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, und stoße mit seiner Schwerkraft Kometen aus ihrer gewohnten Bahn. Das Objekt muß dazu mindestens dieselbe, aber weniger als die zehnfache Masse des Planeten Jupiter haben. Wäre es schwerer, würde es sich um einen Braunen Zwerg handeln, der heller als Planeten strahlt und darum vermutlich schon lange bekannt wäre.

Nun geben die aktuellen Theorien zur Entstehung des Sonnensystems aber keinerlei Auskunft, wie ein derartig großer Planet so weit außerhalb entstanden sein könnte. Zudem bewegt er sich "falsch herum" um die Sonne – entgegen der Richtung, in welche die anderen Planeten wandern. Deshalb überlegt Murray spekulativ, es könne sich um einen fremden Planeten handeln, der in einem anderen Sternensystem gebildet wurde und dann den Kontakt zu seinem Stern verloren hat. Irgendwann geriet er schließlich in den gravitatorischen Sog der Sonne.

Murray betont allerdings, daß sich dieses Szenario mit den wenigen bisherigen Daten nicht belegen läßt und er andere Erklärungsmöglichkeiten keineswegs ausschließe. Von der Richtigkeit seiner Beobachtung ist er allerdings überzeugt. Und er steht damit durchaus nicht alleine da. John Matese von der University of Louisiana in Lafayette hat eine ganz ähnliche Studie durchgeführt, die er demnächst in Icarus veröffentlichen wird. Und auch er neigt zu ähnlichen Interpretationen wie Murray.

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