Direkt zum Inhalt

News: Biologische Schädlingsabwehr

Vogelnester sind nicht nur Kinderstube von Jungvögeln, sie bieten auch Blutsaugern und Pilzen ein perfektes Zuhause. Doch das wissen auch die Vogeleltern und wehren das Ungeziefer genauso ab wie unsereins die Motten im Kleiderschrank.
Von der Wirksamkeit duftender Kräuter und Gewürze bei der Schädlingsabwehr kann sich jeder überzeugen, dessen Wollpullover von Motten zerfressen sind - oder wer die Blaumeisen Korsikas beobachtet. Deren winziger Nachwuchs ist vor allem durch winzige Blutsauger, verschiedene Mikroorganismen und Pilze gefährdet, denen das Immunsystem der Jungvögel kaum gewachsen ist.

Doch die Altvögel wissen sich zu helfen: Sie weben aromatische Kräuter in ihre Nester. Rund 250 Pflanzenarten finden sich in den Lebensräumen der Blaumeisen (Parus caeruleus) von Korsika, die meisten davon sind Rohstofflieferanten für die Vogelnester. Doch besonders abgesehen haben es die Blaumeisen auf zehn Kräuter und Gewürzpflanzen, darunter Lavendel, Schafgarbe, Gelbwurz und Minze. Sie enthalten chemische Substanzen, die viele Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze und Insekten abwehren.

Dass diese Pflanzen nicht allein dem Nestbau dienen, das fanden Marcel Lambrechts vom Functional and Evolutionary Ecology Centre in Montpellier und seine Mitarbeiter heraus, nachdem sie aus 64 Nestern all jene aromatischen Pflanzenfasern herausklaubt hatten. Unter den Nestern platzierten die Forscher sodann kleine Boxen, von denen sie die eine Hälfte leer ließen und die andere jeweils mit Lavendel und Schafgarbe befüllten.

Die Blaumeisen, deren Duftboxen leer waren, machten sich umgehend auf die Suche nach neuem Pflanzenmaterial. Die anderen Meisen hingegen fingen erst nach zwei Tagen an, ihre Vorräte wieder aufzufüllen - solange hielt die Wirkung der Kräuter in den Boxen an. Die Meisen frischen ihre Schädlingsabwehr also auf, wenn die Wirkung der Pflanzen nachlässt.

Den Forschern um Lambrechts gelang auf diese Weise erstmals, in der Natur nachzuweisen, dass Vögel sich offenbar auf ihre feine Nase verlassen. Larry Clark, vom National Wildlife Research Center in Fort Collins, der ein ähnliches Verhalten bei Staren studiert, beeindruckt besonders, dass die Blaumeisen nicht nur bestimmte Stoffe wittern können, sondern auch deren Konzentration.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.