Achtbeiner: Bizarre Vogelspinne mit Horn entdeckt
Wegen des Bürgerkriegs war Angola lange unbekanntes Terrain für Wissenschaftler: Neue Entdeckungen sind daher fast zwangsläufig. Ein recht spektakulärer Fund gelang nun Ian Engelbrecht von der University of Pretoria und John Midgley von der Rhodes University in Grahamstown während eines Projekts, das die Artenvielfalt des riesigen und weitgehend unberührten Okavango-Deltas in Angola, Namibia und Botswana erfassen soll: In »African Invertebrates« beschreiben sie eine neue Höckervogelspinnenart namens Ceratogyrus attonitifer, die – der Name deutet es an – ein bizarres Horn auf ihrem Rücken trägt. Es sei das längste und dickste Anhängsel, das bislang bei dieser Spinnenfamilie gefunden worden sei, so die Wissenschaftler.
»Wozu es dient, ist ein absolutes Rätsel«, so Engelbrecht in einer Mitteilung. »Keine andere bekannte Spinnenart der Erde besitzt einen ähnlichen Schwellkörper.« Die Forscher hatten die Tiere bereits während zweier Expeditionen 2015 und 2016 in Miombo-Wäldern in Angola gefangen. Tagsüber verstecken sich die Spinnen in Erdlöchern und attackieren sofort, wenn etwas in den Eingang gelangt. Die einheimische Bevölkerung kennt die Art schon lange unter dem Namen »Chandachuly«. Laut ihren Beobachtungen jagen die Achtbeiner Insekten, und ihr Gift soll für Menschen nicht giftig sein. Bisswunden könnten sich aber wegen der schlechten medizinischen Versorgung in der Region entzünden und zum Tod führen.
Nicht alle Höckervogelspinnen besitzen einen Höcker, und bei Arten, die damit ausgestattet sind, ist er oft verhornt. Die Ausstülpung bei Ceratogyrus attonitifer ist hingegen weich. Ihre Funktion ist unklar, doch Engelbrecht vermutet, dass sie etwas mit den Muskeln zu tun haben könnte, die den Magen antreiben. Spinnen injizieren in ihr Opfer ein Verdauungssekret und lösen es so außerhalb ihres Körpers auf. Die entstehende Flüssigkeit saugen sie dann ein, um sich zu ernähren. Der Magen funktioniert dabei wie eine Pumpe, die das Material nach innen zieht. Das Horn sorge womöglich dafür, dass diese Muskeln größer ausfallen können und effizienter arbeiten, so Engelbrecht.
Ihre Studie führten die beiden Biologen im Rahmen des National Geographic's Okavango Wilderness Project durch. Es soll den Schutz des arten- und wildreichen Gebiets verbessern – von der Quelle des Okavango bis zu seiner Mündung im Binnenland von Botswana.
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