Forschungsunfall: Bohrloch im Eis verursacht Flut
Ein Forschungsteam, das ein Loch in einen Gletscher bohrte, hat versehentlich eine Flut ausgelöst: Eiskaltes Wasser strömte in einen nahe gelegenen Fluss – und bot damit eine ungewöhnliche Gelegenheit, das Rätsel natürlicher Überschwemmungen zu untersuchen.
Gletscherfluten oder »Jökulhlaups«, wie sie in Island heißen, entstehen, wenn plötzlich Wasser aus einem See unter einem Gletscher austritt. Wissenschaftler rätseln seit Langem, was diese Überschwemmungen verursacht und warum es dazu immer wieder an bestimmten Gletschern kommt. Bei einer Expedition zur isländischen Vatnajökull-Eiskappe im Jahr 2015 bohrten Eric Gaidos von der University of Hawaii in Manoa und seine Kollegen ein Bohrloch bis hinab ins Schmelzwasser, das im Gletscher eingeschlossen ist. In den folgenden fünf Tagen floss Wasser aus dem Gletschereis durch das Bohrloch in den See unterhalb des Vatnajökull ab, was zu einem Druckanstieg unter dem Gletscher führte. Als sich genügend Druck aufgebaut hatte, ergoss sich eine Flut von eisigem Wasser in den nahe gelegenen Fluss Skaftá.
Ein solches Ereignis könne auch ohne menschlichen Eingriff geschehen, sagen die Autoren, wenn natürliche Risse im Gletscher Wasser in den darunterliegenden See abfließen ließen. Über ihre Beobachtungen berichteten die Forscher Anfang November in den »Geophysical Research Letters«.
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