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Jungsteinzeit: Briten handelten früh mit Weizen

Der entstehende Ärmelkanal unterbrach die Beziehungen zwischen den Völkern auf beiden Seiten nicht: Tausende Jahre alte Weizenkörner belegen einen ausgeprägten Handel.
Getreideähren in Nahaufnahme, im Hintergrund das Getreidefeld in Unschärfe und ein strahlend-blauer Himmel.

Erst vor rund 6000 Jahren begann der Anbau von Weizen auf den britischen Inseln – doch schon lange vorher handelten die Bewohner offensichtlich mit den begehrten Körnern. Das zeigen Funde von Greger Larson von der University of Oxford und seinen Kollegen, die 8000 Jahre alte Weizenspuren aus einem Bodenausschnitt vor der Isle of Wight an der englischen Südküste aufgespürt haben. Ein späteres Torfmoor hatte den ursprünglichen Siedlungsplatz davor bewahrt, dass Meeressedimente und Salzwasser ihn übermäßig beeinflussten. Das erlaubte nicht nur eine exakte Datierung, sondern ermöglichte auch ausführliche Einblicke in die damalige Umwelt. So ermittelten die Forscher DNA-Spuren von Gräsern, Kräutern und Bäumen wie Eichen, Pappeln, Erlen und Apfelbäumen sowie Erbgut, das auf menschliche Nutzung hinweist: DNA von Nussschalen, Hunden oder Rindern sowie in etwas jüngeren Schichten auch große Mengen an Weizengenen. Da sich aber gleichzeitig keine Weizenpollen im Boden nachweisen ließen, schließen Larson und Co daraus, dass das Getreide hier wohl nicht angebaut, sondern importiert wurde.

Der Ärmelkanal habe dem Handel dabei allerdings noch nicht im Weg gestanden, so die Forscher. Vor 8000 Jahren existierten noch Landbrücken nach Frankreich und zu den Niederlanden, die trockenen Fußes überquert werden konnten. Erst später überflutete der steigende Meeresspiegel der Nordsee den Bereich des heutigen Kanals. Allerdings musste das Getreide einen noch längeren Weg zurücklegen, denn auch im Nordwesten Europas baute man nach heutigem Kenntnisstand erst 400 Jahre später Weizen an: Der Rohstoff kam also wohl aus Südeuropa, da dort damals bereits Ackerbau betrieben wurde. Das deuten auch Genvergleiche an. Die DNA-Spuren von der Isle of Wight gleichen stärker Weizensorten aus dem Nahen Osten – wo die Pflanzenzucht im Zuge der neolithischen Revolution vor 10 500 Jahren begann – als Weizenvarianten, die später an Ort und Stelle gepflanzt wurden.

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