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News: Das Geheimnis der Karottensuppe

Seit Jahrzehnten empfehlen Kinderärzte bei schwerer Diarrhoe ein ganz spezielles Mittel: Karottensuppe. Warum die Suppe hilft, war bis vor kurzem nicht bekannt. Fachleute haben jetzt den Wirkungsmechanismus aufgeklärt. Die Suppe verhindert, daß sich die Bakterien, welche zur Diarrhoe führen, an die Darmwand anhängen und so den Abwehrmechanismen entkommen.
"Wir mußten das Rezept für die 'Karottensuppe nach Moro' noch für die Prüfung in Kinderheilkunde im Studium auswendig lernen. Die Suppe stammt aus der Erfahrung und Erfahrung spielt in der Medizin eben auch eine Rolle", sagte Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Universität Wien zu dem Thema am Mittwoch gegenüber der österreichischen Presseagentur APA. Das Rezept der Suppe aus gekochten Karotten hat vor Jahrzehnten bei einer Cholera-Epidemie der Kinderarzt Dr. Moro in München aufgezeichnet.

Zwar wußte niemand, wie die Karottensuppe bei Kindern mit Durchfallerkrankung "funktioniert", aber geholfen hat sie. Widhalm: "Wir Kinderärzte empfehlen sie seit Jahrzehnten." Bei den Kindern hört die Diarrhoe einfach viel früher auf, bei schweren Durchfallerkrankungen kann das lebensrettend sein.

Univ.-Prof. Dr. Kubelka, Vorstand des Instituts für Pharmakognosie der Universität Wien, an dem der Wirkungsmechanismus der heilsamen Suppe aufgeklärt wurde, sagt: "Die Karottensuppe 'nach Moro' hat vielen Säuglingen das Leben gerettet. Man konnte damit die Dehydration gekämpfen. Die Karotten enthalten Pektine, die eine Schutzwirkung für die Darmschleimhaut ausüben."

Der Mechanismus im Einzelnen: Bakterien, die Durchfall hervorrufen, heften sich mit Adhäsin-Molekülen an Rezeptoren an der Oberseite der Zellen der Darmschleimwand (Epithelzellen) an. Sie können Toxine produzieren oder gar in den Körper eindringen. Dadurch entgehen sie der Abwehr. Die Pektine der Karotten bestehen aber aus sogenannten Oligogalakturoniden, die ganz ähnlich wie die Rezeptoren an der Darmwand aussehen. Mit der Karottensuppe werden also die Bakterien gebunden, bevor sie sich an den Darm binden können.

Kubelka: "Das war das Geheimnis der Karottenpektine. Einige davon bewirken eine 90prozentige Hemmung dieser Adhäsine."

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