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News: Das gewisse Etwas

Zugegeben, niemand ist perfekt - zumindest in der Realität. Daher möchte man wenigstens in der Kunst wunderschöne, makellose Menschen sehen, wie zum Beispiel Michelangelos Skulptur des David. Jahrhunderte lang galt der marmorne Jüngling als der Inbegriff männlicher Schönheit. Aber auch diese Illusion hat man uns nun genommen, denn eine Laser-Studie zerrte die hässliche Wahrheit ans Licht: Der Beau schielt.
Bei manchen Kunstwerken fragt man sich wirklich, wieso gerade sie zu solcher Berühmtheit gelangt sind. Etwa die Mona Lisa. Warum stehen die Menschen scharenweise um ausgerechnet dieses eher kleine Bild einer stocksteif sitzenden Frau mit starren Gesichtszügen? Auch David, die Marmorstatue des Renaissance-Meisters Michelangelo, ist eine solche Ausnahmeberühmtheit in der Kunstwelt, bei der man sich fragt, woher all diese Aufmerksamkeit stammen mag. Zugegeben, er hat einen perfekten Körper. Aber ansonsten?

Der Computerexperte Marc Levoy von der Stanford University in Kalifornien will nun die Erklärung für die besondere Ausstrahlung des Jünglings gefunden haben. Mit Hilfe einer Laser-Untersuchung stellte er fest, dass David einen Silberblick hat. "Seine Augen blicken in der Tat in verschieden Richtungen", so der Fachmann. Das Schielen der italienischen Statue falle dem Betrachter allerdings nicht auf, da der freie Blick ins Gesicht durch die linke Hand des Helden verdeckt ist.

Levoy ist überzeugt, dass das Schielen ein Kunstgriff des Bildhauers ist, seiner Statue das gewisse Etwas zu verleihen (New Scientist vom 10. Juni 2000). Betrachtet man den 5,2 Meter großen David aus der Frontalen, wirke es so, als ob er seinen Gegner – Goliath – lässig aus dem Augenwinkel beobachte, bevor er ihn mit seiner Steinschleuder erledigt. Aber von der linken Seite aus gesehen, schaut dieses Abbild eines Mannes dagegen heldenhaft in die Ferne. "Es ist ein typischer Trick Michelangelos", sagt Levoy. "Er optimierte beide Augen für ihre Ansicht von den Seiten." Das linke Profil ist zur Zeit allerdings nicht zu bewundern, weil man bei diesem Versuch an die Mauern der Galleria dell' Academia in Florenz stoßen würde. Auf seinem Original-Standplatz auf dem Palazzo Vecchio muss der Anblick aber beeindruckend gewesen sein.

Levoy dokumentierte Davids Silberblick, indem er mit einem Laser die Augen wiederholt abtastete und ihre Form im Computer dreidimensional darstellte. "Meine anfängliche Reaktion war, dass dies eine überaus interessante Entdeckung ist", bekennt Peta Motture. Der Experte für Renaissance-Skulpturen vom Victoria & Albert Museum in London besitzt auch einen Miniatur-David. "Er wurde immer als in die Ferne blickend interpretiert – vielleicht sollte ich ihn mir mal von weiter weg anschauen."

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