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News: Das tödliche Geheimnis

Mit modernsten Methoden sind Forscher auf der Suche nach den Ursachen, warum manche sonst relativ harmlosen Viren plötzlich lebensgefährlich werden. Auch im Fall der Hongkong- oder Hühnergrippe wurden sie nun fündig: Eine einzige Mutation hat dem Erreger offenbar dazu verholfen, so viele seiner menschlichen Opfer zu töten.
1997 hielt ein Virus mit dem unspektakulären Namen H5N1 die Forscherwelt in Atem: der Erreger der Hongkong- oder Hühnergrippe. Nie zuvor war ein Influenza-Virus von seinem Reservoir in Vögeln direkt auf den Menschen übergesprungen, sondern hatte immer zuerst Schweine infiziert, die dann eine veränderte Form auf den Menschen übertrugen. Die Sorge war daher groß, dass das Virus ähnlich der Spanischen Grippe 1918 eine weltweite Epidemie auslösen könnte. Die chinesische Regierung ließ über eine Million Hühner, Enten und Gänse auf den Geflügelmärkten Hongkongs schlachten, um eine Ausbreitung zu verhindern. Denn das Virus erwies sich als ausgesprochen gefährlich: Es tötete sechs der mindestens 18 Infizierten mit Krankheitssymptomen. Glücklicherweise hatte das Virus aber wohl noch nicht gelernt, von Mensch zu Mensch zu springen.

Masato Hatta, Yoshihiro Kawaoka und ihre Kollegen von der University of Wisconsin-Madison wollten nun klären, warum das Virus für Menschen so tödlich war. Stück um Stück zerlegten sie dessen Erbgut und pflanzten die einzelnen Gene nach und nach in ein verwandtes, aber ungefährliches Influenza-Virus ein, das normalerweise die Lungen von Mäusen befällt.

Schnell hatten sie so das schuldige Gen gefunden: In der Sequenz von PB2, das für eine Polymerase codiert, fanden sie einen Fehler in der Basenfolge – anstelle der Information für Glutaminsäure saß dort das Basentriplett für Lysin. Diese winzige Punktmutation hatte dramatische Folgen. Das konstruierte Virus infizierte nun den ganzen Körper und selbst das Gehirn der Versuchstiere und tötete die Mäuse innerhalb von fünf Tagen.

Robert Webster vom St. Jude Children’s Research Hospital geht jedoch davon aus, dass noch mehr genetische Veränderungen hinter der extremen Virulenz des Erregers für den Menschen stecken als nur eine Punktmutation. So zeigten andere Experimente in der Regel auch eine Beteiligung des Hämagglutinins auf der Oberfläche des Virus, an dem das menschliche Immunsystem den Eindringling erkennt.

Ob sich das auch der Erreger zu Herzen nimmt? Denn das Virus lässt sich nicht unterkriegen. Als es im Mai 2001 erneut auftrat, ordnete die chinesische Regierung wiederum einen umfassenden Schlachtplan an. Im Juni öffneten die Märkte wieder – und im Juli war auch das Virus wieder mit von der Partie. Wer weiß, wann es wieder den Sprung auf den Menschen schafft – und mit welchen Folgen.

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