News: Das tödliche Geheimnis
Masato Hatta, Yoshihiro Kawaoka und ihre Kollegen von der University of Wisconsin-Madison wollten nun klären, warum das Virus für Menschen so tödlich war. Stück um Stück zerlegten sie dessen Erbgut und pflanzten die einzelnen Gene nach und nach in ein verwandtes, aber ungefährliches Influenza-Virus ein, das normalerweise die Lungen von Mäusen befällt.
Schnell hatten sie so das schuldige Gen gefunden: In der Sequenz von PB2, das für eine Polymerase codiert, fanden sie einen Fehler in der Basenfolge – anstelle der Information für Glutaminsäure saß dort das Basentriplett für Lysin. Diese winzige Punktmutation hatte dramatische Folgen. Das konstruierte Virus infizierte nun den ganzen Körper und selbst das Gehirn der Versuchstiere und tötete die Mäuse innerhalb von fünf Tagen.
Robert Webster vom St. Jude Children’s Research Hospital geht jedoch davon aus, dass noch mehr genetische Veränderungen hinter der extremen Virulenz des Erregers für den Menschen stecken als nur eine Punktmutation. So zeigten andere Experimente in der Regel auch eine Beteiligung des Hämagglutinins auf der Oberfläche des Virus, an dem das menschliche Immunsystem den Eindringling erkennt.
Ob sich das auch der Erreger zu Herzen nimmt? Denn das Virus lässt sich nicht unterkriegen. Als es im Mai 2001 erneut auftrat, ordnete die chinesische Regierung wiederum einen umfassenden Schlachtplan an. Im Juni öffneten die Märkte wieder – und im Juli war auch das Virus wieder mit von der Partie. Wer weiß, wann es wieder den Sprung auf den Menschen schafft – und mit welchen Folgen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.