Speed Dating: Defilee der Schönen
Frauen sind gar nicht so heikel bei der Partnerwahl - sie werden nur in eine Rolle gedrängt. Das meinen Forscher, die die althergebrachten Verhältnisse auf den Kopf stellten: Für ein arrangiertes Massenrendezvous schickten sie die Damen durch den Saal.
Für die Teilnehmer ist es ein launiger Abend, für Forscher bietet es Paarungsverhalten unter Laborbedingungen: Speed-Dating-Abende werden seit einiger Zeit von Psychologen inszeniert, um zu testen, wie Männlein und Weiblein zueinander finden. Auf einen tückischen Fehler in diesen Untersuchungen sind jetzt Eli Finkel und Paul Eastwick von der Northwestern University in Evanstown gestoßen. Das geschlechtsspezifische Rollenverhalten, das Psychologen bei diesen Experimenten beobachtet haben wollen, wird von einem Schlüsselreiz im Versuchsaufbau künstlich hervorgerufen.
Bei Speed-Dating-Veranstaltungen wechseln rund 20 männliche und weibliche Singles nach etwa fünf Minuten den Gesprächspartner. Im Lauf eines Abends unterhält sich dadurch jede Frau mit jedem der Männer, wobei es sich eingebürgert hat, die Frauen an ihrem Platz sitzen zu lassen, während die Herren die Runde machen. Das schöne Geschlecht trage zu viele Taschen und Accessoires mit sich herum, heißt es dazu von Veranstaltern, und galanter sei es obendrein, wenn die Dame Platz behalte. Nach Ende der Veranstaltung kreuzen die Teilnehmer an, welchen ihrer Gegenüber sie gerne wiedersehen möchten.
Einschlägige Studien nach diesem Design hatten auch stets ein Muster gefunden, demzufolge Frauen grundsätzlich kritischer bei der Partnerwahl sind als Männer. Damit bestätigten sie gleichzeitig die Evolutionsbiologen, die Entsprechendes vorausgesagt hatten – "Sie" müsse schließlich mehr in den Nachwuchs investieren als "Er". Auch Finkel und Eastwick konnten in einem ersten Durchlauf diesen Befund reproduzieren: Männliche Versuchspersonen wollten im Schnitt 50 Prozent ihrer Gesprächspartnerinnen wiedersehen; die Frauen konnten sich dies lediglich in 43 Prozent der Fälle vorstellen.
Auf Wiedersehen!
Jetzt aber testeten die beiden Psychologen etwas, was nie zuvor ausprobiert wurde: Sie ließen Mann und Frau kurzerhand die Rollen tauschen. Nun saßen die Herren der Schöpfung am Tisch, wo sie alle fünf Minuten eine neue Frau empfingen. In 15 Veranstaltungen – sieben nach dem neuen System und acht nach dem alten – ließen die Psychologen insgesamt 350 Teilnehmer aufeinander los, und am Ende war die vermeintlich universell gültige, ja angeborene Geschlechterdifferenz verschwunden.
Blieben die Männer sitzen, votierten sie in mageren 43 Prozent der Fälle für ein Wiedersehen, verglichen mit immerhin 46 Prozent bei den Frauen. Zwei Erklärungsansätze kommen laut den Psychologen als Auslöser dafür in Frage: Einem Sitzenden könnten die Hinzutretenden leicht wie Bewerber vorkommen. Nach einem Dutzend solcher Anwärter fühlt sich dieser dann begehrt wie nie und setzt schlicht und ergreifend kritischere Maßstäbe an als üblich.
Für wahrscheinlicher halten die beiden Wissenschaftler allerdings eine zweite Erklärung: Wer auf einen anderen im wörtlichen Sinn "zugeht", könnte auch leichter von seiner inneren Einstellung her auf ihn zugehen.
Ein subtiles Wechselspiel zwischen körperlicher Bewegung und Wahrnehmung konnten in der Vergangenheit schon andere Studien nachweisen. Probanden mussten sich etwa auf neutrale Symbole zubewegen oder bei deren Auftauchen einen Joystick zu sich heranziehen. Dabei zeigte sich, dass diese Symbole positiver bewertet wurden, als wenn die Teilnehmer eine abwehrende Bewegung machten oder den Stick wegdrückten.
Bessere Aussicht
Dazu passe außerdem, dass sich immer die Teilnehmergruppe, die herumgegangen war, selbstbewusster fühlte als die andere. Egal ob Mann oder Frau – wer den aktiven Part übernimmt, passt sein Selbstverständnis an, nimmt sich tendenziell als mutiger wahr und fügt sich damit in das klassische männliche Stereotyp ein. Entsprechend wenig kritisch verhält er sich schließlich auch bei der Auswahl, glauben die Wissenschaftler.
Der Einfluss des Sitzenbleibens, den die Forscher ermittelten, ist zwar aus statistischer Sicht einigermaßen stichhaltig, aber nicht eben weltbewegend groß – erst umfangreichere Studien werden zweifelsfrei klären können, ob die Forscher hier nicht doch einer zufälligen Schwankung in der Verteilung aufgesessen sind. Darüber hinaus sagen auch Finkel und Eastwick selbst: Die Geschlechterklischees sind so tief in den Menschen verankert, dass der Rollentausch bei der Rotation nicht die Verhältnisse gänzlich ins Gegenteil verkehre.
Ein Macho bleibt eben auch im Sitzen ein Macho. Robert Kurzban von der University of Pennsylvania in Philadelphia erklärt: Junge Männer, wie sie typischerweise an solchen Veranstaltungen teilnehmen, würden sehr sensibel auf das Verhältnis von Hüfte zu Taille bei möglichen Partnern reagieren. Und die kann man natürlich nur dann gut beobachten, wenn die Frau vor einem im Saal herumwandert.
Bei Speed-Dating-Veranstaltungen wechseln rund 20 männliche und weibliche Singles nach etwa fünf Minuten den Gesprächspartner. Im Lauf eines Abends unterhält sich dadurch jede Frau mit jedem der Männer, wobei es sich eingebürgert hat, die Frauen an ihrem Platz sitzen zu lassen, während die Herren die Runde machen. Das schöne Geschlecht trage zu viele Taschen und Accessoires mit sich herum, heißt es dazu von Veranstaltern, und galanter sei es obendrein, wenn die Dame Platz behalte. Nach Ende der Veranstaltung kreuzen die Teilnehmer an, welchen ihrer Gegenüber sie gerne wiedersehen möchten.
Einschlägige Studien nach diesem Design hatten auch stets ein Muster gefunden, demzufolge Frauen grundsätzlich kritischer bei der Partnerwahl sind als Männer. Damit bestätigten sie gleichzeitig die Evolutionsbiologen, die Entsprechendes vorausgesagt hatten – "Sie" müsse schließlich mehr in den Nachwuchs investieren als "Er". Auch Finkel und Eastwick konnten in einem ersten Durchlauf diesen Befund reproduzieren: Männliche Versuchspersonen wollten im Schnitt 50 Prozent ihrer Gesprächspartnerinnen wiedersehen; die Frauen konnten sich dies lediglich in 43 Prozent der Fälle vorstellen.
Auf Wiedersehen!
Jetzt aber testeten die beiden Psychologen etwas, was nie zuvor ausprobiert wurde: Sie ließen Mann und Frau kurzerhand die Rollen tauschen. Nun saßen die Herren der Schöpfung am Tisch, wo sie alle fünf Minuten eine neue Frau empfingen. In 15 Veranstaltungen – sieben nach dem neuen System und acht nach dem alten – ließen die Psychologen insgesamt 350 Teilnehmer aufeinander los, und am Ende war die vermeintlich universell gültige, ja angeborene Geschlechterdifferenz verschwunden.
Blieben die Männer sitzen, votierten sie in mageren 43 Prozent der Fälle für ein Wiedersehen, verglichen mit immerhin 46 Prozent bei den Frauen. Zwei Erklärungsansätze kommen laut den Psychologen als Auslöser dafür in Frage: Einem Sitzenden könnten die Hinzutretenden leicht wie Bewerber vorkommen. Nach einem Dutzend solcher Anwärter fühlt sich dieser dann begehrt wie nie und setzt schlicht und ergreifend kritischere Maßstäbe an als üblich.
Für wahrscheinlicher halten die beiden Wissenschaftler allerdings eine zweite Erklärung: Wer auf einen anderen im wörtlichen Sinn "zugeht", könnte auch leichter von seiner inneren Einstellung her auf ihn zugehen.
Ein subtiles Wechselspiel zwischen körperlicher Bewegung und Wahrnehmung konnten in der Vergangenheit schon andere Studien nachweisen. Probanden mussten sich etwa auf neutrale Symbole zubewegen oder bei deren Auftauchen einen Joystick zu sich heranziehen. Dabei zeigte sich, dass diese Symbole positiver bewertet wurden, als wenn die Teilnehmer eine abwehrende Bewegung machten oder den Stick wegdrückten.
Bessere Aussicht
Dazu passe außerdem, dass sich immer die Teilnehmergruppe, die herumgegangen war, selbstbewusster fühlte als die andere. Egal ob Mann oder Frau – wer den aktiven Part übernimmt, passt sein Selbstverständnis an, nimmt sich tendenziell als mutiger wahr und fügt sich damit in das klassische männliche Stereotyp ein. Entsprechend wenig kritisch verhält er sich schließlich auch bei der Auswahl, glauben die Wissenschaftler.
Der Einfluss des Sitzenbleibens, den die Forscher ermittelten, ist zwar aus statistischer Sicht einigermaßen stichhaltig, aber nicht eben weltbewegend groß – erst umfangreichere Studien werden zweifelsfrei klären können, ob die Forscher hier nicht doch einer zufälligen Schwankung in der Verteilung aufgesessen sind. Darüber hinaus sagen auch Finkel und Eastwick selbst: Die Geschlechterklischees sind so tief in den Menschen verankert, dass der Rollentausch bei der Rotation nicht die Verhältnisse gänzlich ins Gegenteil verkehre.
Ein Macho bleibt eben auch im Sitzen ein Macho. Robert Kurzban von der University of Pennsylvania in Philadelphia erklärt: Junge Männer, wie sie typischerweise an solchen Veranstaltungen teilnehmen, würden sehr sensibel auf das Verhältnis von Hüfte zu Taille bei möglichen Partnern reagieren. Und die kann man natürlich nur dann gut beobachten, wenn die Frau vor einem im Saal herumwandert.
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