Mikrobiom: Dein Darm ist, was du isst
Immer deutlicher wurde in den letzten Jahren, dass unser Darm großen Einfluss auf unsere psychische und physische Gesundheit hat. Dominieren darin beispielsweise bestimmte Bakterien das Mikrobiom, erhöht sich das Risiko für Fettleibigkeit. Tierstudien wiederum deuteten an, dass die Mikroben sogar unsere Stimmung beeinflussen können. Dabei ist letztlich noch gar nicht ausreichend verstanden, welche Ernährung die Darmflora wie beeinflusst. Cisca Wijmenga von der Universität Groningen und ihr Team sammelten Stuhlproben von mehr als 1100 Menschen ein, die an einem großen Gesundheitsüberwachungsprogramm in den nördlichen Niederlanden teilnehmen – und die im Gegensatz zu vielen anderen Studien dieser Art einen breiten Querschnitt durch die Bevölkerung darstellen und nicht nur eng begrenzte Gruppen umfassen, wie das Autorenteam betont. Den Kot untersuchten die Wissenschaftler auf DNA-Spuren der vorhandenen Bakterien und anderer Mitbewohner, um einen Überblick über die reine Vielfalt und vorhandenen Bakteriengattungen zu bekommen. Gleichzeitig befragten sie die Teilnehmer hinsichtlich ihrer Ernährungsvorlieben, Medikamentennutzung und allgemeiner Gesundheit.
Wenig überraschend beeinflussten verschiedene Medikamente die Artenvielfalt des Gedärms – allen voran natürlich die Antibiotika, die nicht nur schädliche Bakterien abtöten, sondern ebenso nützliche Bestandteile der Darmflora schädigen. Sie verschieben die Artenspektren mitunter gehörig und sorgen dafür, dass sich neue Lebensgemeinschaften bilden. Aber auch Magensäure bindende Stoffe, so genannte Antazida und das häufig eingesetzte Diabetesmedikament Metformin beeinträchtigen das Mikrobiom. Insgesamt 19 verschiedene Arzneimittelgruppen hatten einen messbaren Einfluss auf die Zusammensetzung der Bakterien im Organ.
Noch wichtiger für eine gesunde Darmflora ist aber wohl die Ernährung, da sie dauerhaft einwirkt, während die meisten Medikamente nur zeitweise genommen werden. Insgesamt 60 verschiedene Diätfaktoren, wie es Wijmenga und Co nennen, spielen eine Rolle. "Wir wissen aber noch nicht genau, was das im Detail bedeutet", gibt die Koautorin Alexandra Zhernakova von der Universität Groningen zu. Wer beispielsweise regelmäßig Buttermilch oder Jogurt zu sich nimmt, fördert die Vielfalt in seinen Innereien, während Vollmilch oder fettreiche Nahrung das Gegenteil bewirkt. Wein und Kaffee wiederum haben – in Maßen getrunken – ebenfalls einen positiven Effekt. Bisher hat das Team 126 intrinsische und extrinsische Faktoren entdeckt, die in irgendeiner Weise das Mikrobiom beeinflussen können, darunter sind auch zwölf Krankheiten, 19 verschiedene Drogen und vier Faktoren, die mit Rauchen zu tun haben.
Wegweisend für die Studie war, dass die Probanden perfekt mitgearbeitet hätten, so die Gruppe: Sie hätten ihre frischen Stuhlproben überwiegend gleich eingefroren und dann den Wissenschaftlern übergeben, die sie meist ebenfalls noch im gefrorenen Zustand erhalten haben. Dadurch habe man vermieden, dass sie auf dem Postweg mit Sauerstoff oder Wärme in Berührung gekommen sind, was entsprechend manche Bakterien gefördert und andere abgetötet hätte.
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