Mesoamerika: Der Ursprung des Ballspiels
Vor mehr als 3600 Jahren begannen die Menschen Zentralamerikas, mit Bällen zu spielen. Bald entwickelte sich der Zeitvertreib zu einem wichtigen Ritual, das in vielen Kulturen des Kontinents große politische und religiöse Bedeutung hatte. Bei einer weit verbreiteten Version des Spiels durften Teilnehmer einen Gummiball nur mit der Hüfte berühren, wobei dieser stets in der Luft bleiben musste. Ob sie dabei in Teams gegeneinander oder gemeinsam gegen die Schwerkraft spielten, ist unklar.
Fest steht, dass das Spiel eine enorme Bedeutung hatte: Archäologen haben bereits 2300 solcher Spielstätten entdeckt, die teils bis zum Niedergang der Azteken und Mayas in Gebrauch waren. Bisher gingen Experten davon aus, dass der rituelle Sport seinen Ursprung im Flachland des heutigen Mexikos hatte. Jedenfalls scheinen sich dort die ältesten Ballplätze zu befinden. Die Stätte von Paso de la Amada in der Küstenregion des mexikanischen Bundesstaats Chiapas entstand beispielsweise bereits 1650 v. Chr.
Doch nun rütteln Jeffrey P. Blomster und Víctor E. Salazar Chávez von der George Washington University am Paradigma des Tiefland-Ursprungs: Die beiden Archäologen sind an der mexikanischen Hochlandstätte Etlatongo im Bundesstaat Oaxaca auf zwei bisher unbekannte Ballplätze gestoßen. Einer von ihnen scheint bloß zwei oder drei Jahrhunderte jünger zu sein als der von Paso de la Amada – und 800 Jahre älter als bisherige Funde aus vergleichbaren Höhenlagen. Das lasse nur den Schluss zu, dass auch Hochlandkulturen den Brauch kultiviert und weiterentwickelt haben, berichten die beiden Forscher im Fachmagazin »Science Advances«.
Möglicherweise habe das Ritual in Etlatongo sogar eine größere Bedeutung gehabt: Denn anders als in Paso de la Amada hat man dort auch kleine Tonfiguren entdeckt, die offenbar Ballspieler darstellen sollen. Laut Blomster und Chávez spricht das für eine große Verflechtung von Sport und Kultur. Andererseits blieb das Spielfeld wohl nur fünf bis sechs Generationen lang erhalten. Anschließend sei der Ort in eine heilige Stätte verwandelt worden, an der die Menschen wichtige Mitglieder ihrer Gemeinschaft begruben.
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