Archäologie: Die älteste Matratze der Welt
Schon lange bevor Homo sapiens die Wahl zwischen Boxspring-, Federkern- und Kaltschaummatratzen hatte, schlief er gerne auf weichem Untergrund. Das zeigen Gesteinsablagerungen in Höhlen, die auf aus Pflanzenfasern geflochtene Unterlagen hindeuten. In der südafrikanischen Sibudu-Höhle gab es beispielsweise schon vor 77 000 Jahren gepolsterte Schlafplätze, berichteten Archäologen um Lyn Wadley von University of the Witwatersrand bereits 2011.
Nun will Wadley in der rund 350 Kilometer weiter nördlich gelegenen Border Cave Spuren eines noch viel älteren Nachtlagers aufgespürt haben: Bereits vor mehr als 200 000 Jahren hätten sich unsere fernen Vorfahren dort abends auf zusammengerollten Grasbündeln niedergelassen, berichtet sie gemeinsam mit Kollegen aus aller Welt im Fachmagazin »Science«.
Die Archäologen machen dies an einer derart alten Ablagerungsschicht im hinteren, geschützten Teil der Höhle fest. Echtes Gras ist dort zwar nicht erhalten geblieben. Aber unter dem Elektronenmikroskop ließen sich strichförmige Fossilien erkennen, die höchstwahrscheinlich auf Gräser aus der Familie der Panicoideae zurückgehen, berichtet das Team.
Den Ablagerungen zufolge waren die Pflanzen auf Asche gebettet. Diese habe vermutlich der Abwehr von Insekten gedient, die das feinkörnige Material meiden, glauben die Forscher. Sie fanden auch Hinweise darauf, dass die einstigen Höhlenbewohner ihre Bettlager immer wieder verbrannten, um etwaige Schädlinge zu entfernen – so hielten es zumindest spätere Generationen des modernen Menschen. Für einen bewussten Insektenschutz sprechen auch Spuren der Pflanze Tarchonanthus camphoratus, mit denen Dorfbewohner in Ostafrika noch heute Schädlinge bekämpfen.
Sollten unsere Vorfahren tatsächlich vor 200 000 Jahren auf Pflanzen-Matratzen geschlafen haben, wäre das ein ungeahnt früher Einsatz von technischem und medizinischem Knowhow: Bisher gingen Experten davon aus, dass Homo sapiens diese Fähigkeiten erst vor rund 100 000 Jahren entwickelte.
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