Forstwirtschaft: Die Axt im fremden Walde
Das braune Gold wird langsam knapp und teuer - zumindest in China, Thailand, Haiti, auf den Philippinen … Und auch im eigentlich waldreichen Finnland: Was liegt da also näher, als sich in der Nachbarschaft zu bedienen?
Tagelange starke Monsunniederschläge ließen Hänge zu Tale gleiten, Bäche verwandelten sich in reißende Ströme, die Flüsse schwollen an und traten über die Ufer. Nach der Sintflut zogen die zu Rate gezogenen Ingenieure, Hydrologen, Agrarexperten und Katastrophenschützer Bilanz. Das Ergebnis: Mehrere hundert Menschen mussten sterben, weil Raubbau Thailands Wälder schrumpfen ließ, sodass sie ihre ökologischen Funktionen nicht mehr erfüllen konnten. Daraufhin erließ Siams König Bhumipol 1989 ein Einschlagsverbot in den Wäldern des Landes.
Weitere Desaster dieser Art wiederholten sich 1998 in China, 2004 in Indonesien und auf Haiti, 2005 auf den Philippinen. Und auch die Antworten darauf waren nichts Neues, denn sowohl China als auch die Philippinen untersagten weitere Holzfällereien außerhalb von gepflanzten Forsten oder Plantagen. Nur auf Haiti würde diese Maßnahme nichts mehr nützen: Dort steht bereits seit Jahren fast kein Baum mehr.
Dieser Baumreichtum weckt auch einige tausend Kilometer weiter westlich Begehrlichkeiten in Finnland, das eine starke Holz verarbeitende und exportierende Industrie sein eigen nennt. Allerdings schützt der skandinavische Staat mittlerweile seine eigenen Wälder ebenfalls etwas strikter, und Kahlschläge sind nur noch in Ausnahmefällen erlaubt – die Gewinnmargen der Großbetriebe sinken.
Und so wie China zunehmend seinen Bedarf an Naturprodukten im östlichen Sibirien deckt, schlagen finnische Unternehmen deshalb Holz in Urwäldern des Nordwestens von Russland ein. Dort sind Bäume billig und in rauen Mengen zu haben, folglich schrumpft die Waldfläche jährlich um drei Prozent. Auf Satellitenbildern zeigen sich deutlich noch intakte Urwaldflächen, scharf abgegrenzt zu benachbarten großen Kahlschlägen. Doch diese Art der Forstwirtschaft zeitigt nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern um Audrey Mayer von der amerikanischen Umweltbehörde EPA nicht nur Folgen im Export-, sondern auch in den Importländern selbst.
Auch für den Naturschutz ist dieser Einschlagsexport nachteilig, wie die Studie von Mayer zeigt. Durch die großflächige Zerstörung der Wälder in Russland, die sich keineswegs an Nachhaltigkeit oder gar an einer natürlichen Vegetationsdynamik orientiert, kommt es zu Verlusten bei der Artenvielfalt und zu Beeinträchtigungen der lokalen Wasserkreisläufe. Weiterhin werden auch die Ökosysteme des Importlandes geschädigt sowie in ihrer Funktion beeinträchtigt: Finnische Wälder bilden die westliche Fortsetzung der Taiga und eine Brücke für gefährdete Arten von Russland nach Schweden und Norwegen.
Die Rodungstätigkeit in Russland muss zudem vor dem Hintergrund des Kyoto-Abkommens gesehen werden, das nicht nur eine reine Limitierung von Kohlendioxid durch Energieeinsparungen anstrebt, sondern auch den Handel mit so genannten Zertifikaten erlaubt. Auf diese Weise kann sich ein Land seine Waldflächen positiv anrechnen lassen und sie gegen Emissionsmengen anderer Länder eintauschen. Erst unter diesem Aspekt zog es Russland in Betracht, dem Kyoto-Protokoll beizutreten. Nun droht es aber sein derart vorhandenes Kapital abzuholzen.
Die Autoren schlagen allerdings auch Lösungen für das Dilemma zwischen Nützen und Schützen vor. Ihre Argumente sind altbekannt: Intensivierung der Bewirtschaftung bereits vorhandener Holzplantagen statt Kahlschlag von Altbeständen, effizientere Produktionstechniken und selektiver Einschlag in bereits genutzten Forsten – und natürlich ein sparsamerer Verbrauch auch im Importland.
Weitere Desaster dieser Art wiederholten sich 1998 in China, 2004 in Indonesien und auf Haiti, 2005 auf den Philippinen. Und auch die Antworten darauf waren nichts Neues, denn sowohl China als auch die Philippinen untersagten weitere Holzfällereien außerhalb von gepflanzten Forsten oder Plantagen. Nur auf Haiti würde diese Maßnahme nichts mehr nützen: Dort steht bereits seit Jahren fast kein Baum mehr.
Was aber tun, wenn in der eigenen Nation kaum mehr ein Baum geschlagen werden darf, der Verbrauch jedoch weiterhin hoch ist oder noch steigt? In Indonesien bedient man sich der illegalen Abholzung, was wegen allgegenwärtiger Korruption kaum schwer fällt. Thailändische Sägewerksbesitzer weichen nach Laos, Birma oder Kambodscha aus, um von dort Nachschub für ihre Betriebe zu organisieren. Und vor Chinas Haustür liegt Russland mit seinen scheinbar unendlichen Holzreserven der Taiga, die den Rohstoffhunger des erwachenden Drachen stillen sollen.
Dieser Baumreichtum weckt auch einige tausend Kilometer weiter westlich Begehrlichkeiten in Finnland, das eine starke Holz verarbeitende und exportierende Industrie sein eigen nennt. Allerdings schützt der skandinavische Staat mittlerweile seine eigenen Wälder ebenfalls etwas strikter, und Kahlschläge sind nur noch in Ausnahmefällen erlaubt – die Gewinnmargen der Großbetriebe sinken.
Und so wie China zunehmend seinen Bedarf an Naturprodukten im östlichen Sibirien deckt, schlagen finnische Unternehmen deshalb Holz in Urwäldern des Nordwestens von Russland ein. Dort sind Bäume billig und in rauen Mengen zu haben, folglich schrumpft die Waldfläche jährlich um drei Prozent. Auf Satellitenbildern zeigen sich deutlich noch intakte Urwaldflächen, scharf abgegrenzt zu benachbarten großen Kahlschlägen. Doch diese Art der Forstwirtschaft zeitigt nach einer Untersuchung von Wissenschaftlern um Audrey Mayer von der amerikanischen Umweltbehörde EPA nicht nur Folgen im Export-, sondern auch in den Importländern selbst.
Denn durch die Rodung der Nadel- und Birkenwälder nach der Rasenmähermethode verlieren andere Wirtschaftszweige wie die Jagd, das Sammeln von Früchten und Pilzen im großen Stil oder die Gewinnung von Pflanzen für die traditionelle Medizin ihre Erwerbsgrundlage, was wiederum Einkommensverluste für die davon abhängige lokale Bevölkerung bedeutet. Die Gewinne der industriellen Rohstoff-Ausbeutung werden dagegen in den fernen Zentren der jeweiligen Länder abgeschöpft.
Auch für den Naturschutz ist dieser Einschlagsexport nachteilig, wie die Studie von Mayer zeigt. Durch die großflächige Zerstörung der Wälder in Russland, die sich keineswegs an Nachhaltigkeit oder gar an einer natürlichen Vegetationsdynamik orientiert, kommt es zu Verlusten bei der Artenvielfalt und zu Beeinträchtigungen der lokalen Wasserkreisläufe. Weiterhin werden auch die Ökosysteme des Importlandes geschädigt sowie in ihrer Funktion beeinträchtigt: Finnische Wälder bilden die westliche Fortsetzung der Taiga und eine Brücke für gefährdete Arten von Russland nach Schweden und Norwegen.
Die Autoren nennen etwa den seltenen Weißrückenspecht (Dendrocopus leucotos) als Beispiel, dessen finnische Population auf Einwanderer aus Russland angewiesen ist, um überlebensfähig zu bleiben. Ebenso sind zusammenhängende Waldkorridore für die Blutauffrischung der kleinen, von Inzucht bedrohten Wolfsrudel oder Bärenbestände in Skandinavien nötig. Was die Regierungen also für viel Geld im eigenen Land schützen und zu erhalten suchen, lassen sie durch die Förderung großflächigen Einschlags jenseits der eigenen Grenzen konterkarieren.
Die Rodungstätigkeit in Russland muss zudem vor dem Hintergrund des Kyoto-Abkommens gesehen werden, das nicht nur eine reine Limitierung von Kohlendioxid durch Energieeinsparungen anstrebt, sondern auch den Handel mit so genannten Zertifikaten erlaubt. Auf diese Weise kann sich ein Land seine Waldflächen positiv anrechnen lassen und sie gegen Emissionsmengen anderer Länder eintauschen. Erst unter diesem Aspekt zog es Russland in Betracht, dem Kyoto-Protokoll beizutreten. Nun droht es aber sein derart vorhandenes Kapital abzuholzen.
Die Autoren schlagen allerdings auch Lösungen für das Dilemma zwischen Nützen und Schützen vor. Ihre Argumente sind altbekannt: Intensivierung der Bewirtschaftung bereits vorhandener Holzplantagen statt Kahlschlag von Altbeständen, effizientere Produktionstechniken und selektiver Einschlag in bereits genutzten Forsten – und natürlich ein sparsamerer Verbrauch auch im Importland.
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