News: Die Entdeckung der Langsamkeit
Doch warum können die nächtlichen Räuber das karge Ökosystem Wüste so dicht besiedeln? Das fragte sich auch John Lighton von der University of Nevada in Las Vegas. Mit seiner Arbeitsgruppe untersuchte er den Stoffwechsel von neun Skorpionarten rund um den Globus. Die Wissenschaftler entdeckten, dass die Tiere ihren Stoffwechsel drastisch herunterfahren. Bei 25 Grad Celsius betrug er nur ein Viertel des Umsatzes, der für andere Gliederfüßer (Arthropoda) gleicher Größe typisch ist (Journal of Experimental Biology vom 15. Januar 2001, Abstract).
Wie sie das schaffen, bleibt den Wissenschaftlern schleierhaft. "Wir wissen nicht, warum ein Gramm Skorpion nur ein Viertel von einem Gramm Insekt kostet", sagt Lighton. "Rätselhaft ist, warum Insekten und Spinnen nicht dasselbe tun." Doch der Erfolg gibt ihnen recht: Skorpione besiedeln die Wüsten mit höheren Biomassen als andere Arthropoden oder auch Wirbeltiere.
Die dichte Besiedelung hat jedoch ihren Preis – besonders für Jungtiere. Skorpione nehmen es bei der Wahl ihrer Beutetiere nicht so genau, mitunter trifft es auch den eigenen Nachwuchs. Dieser Kannibalismus sei "eine vernünftige Idee", meint Harold Heatwole von der North Carolina State University in Raleigh. Weil Skorpione ein bestimmtes Beutespektrum haben – große jagen größere Beutetiere und kleine die kleinen –, erschließen sie sich indirekt die Nahrungsquelle der kleinen Beutetiere, wenn sie ihre eigenen Kinder fressen. John Lighton bringt es auf den Punkt: "Junge Skorpione sind das Energiespeicherorgan der gesamten Population."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 11.7.2000
"Skorpiongift gegen Malaria"
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