News: Die Erinnerung trügt
Um Hirnaktivitäten bei falschen Erinnerungen aufzuspüren, mussten er und seine Mitarbeiterin Monica Fabiani erst einmal solche erschaffen. Hierzu präsentierten sie ihren Versuchspersonen lange Listen mit Wörtern – und zwar entweder auf der rechten oder linken Seite eines Schirms. Die Versuchspersonen prägten sich die Wörter ein. Dann folgte der Test: In der Mitte des Schirms erschienen Wörter, an welche sich die Versuchspersonen wieder erinnern sollten. Dabei tauchten auch Wörter auf, die nicht auf der urprünglichen Liste gestanden hatten. Meist trügte ihr Gedächtnis die Versuchspersonen nicht, aber ab und zu "erinnerten" sie sich an Wörter, die sie vorher nicht gesehen hatten.
Die Hirnaktivität zwischen echten und falschen Erinnerungen unterschied sich dabei deutlich. "Unsere Tests zeigten sensorische Hirnaktivitäten bei den Originalwörtern", erklärt Stadler. "Die linke Hirnhemispäre war bei Wörtern aktiv, die rechts präsentiert wurden, und die rechte Hemisphäre bei Wörtern auf der linken Seite. Es gab jedoch keine sensorische Aktivität bei den 'Köder-Wörtern', da sie nie gelernt wurden." Offensichtlich rekapituliert das Gehirn bei der Erinnerung den vergangenen Sinneseindruck. "Erinnerungen von Ereignissen, die niemals stattfanden, haben keine sensorische Information, die reaktiviert werden könnte", meint Fabiani. "Durch die Messung der Hirnaktivität können wir zwischen wahren und falschen Erinnerungen unterscheiden." Und sie ergänzt: "Obwohl unsere Beobachtungen nicht direkt das Gedächtnis betreffen, werfen sie doch Licht auf die allgemeine Frage, wie anfällig wir für Irrtümer des Gedächtnisses sind."
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