Klimatologie: Die Starken stärken
Es ist ein heißes Eisen für die Klimaforscher: Wie wirkt sich der Klimawandel auf die großen Stürme der Erde aus? Werden Hurrikane und Taifune häufiger (eher nicht) oder stärker (schon eher)? Zumindest die kräftigsten Böen scheinen jedenfalls zuzulegen.
New Orleans kam diesmal glimpflich davon: Hurrikan "Gustav" tankte auf seinem Weg von Kuba zur US-Südküste wider Erwarten weniger neue Energie als befürchtet und machte seinen Landfall etwa 100 Kilometer westlich der Metropole, die nahezu vollständig evakuiert worden war und neue Verheerungen durch Wind und Wasser erwartet hatte. In der Karibik starben zwar wieder Dutzende Menschen, und es entstanden Schäden an der regionalen Infrastruktur in Milliardenhöhe, doch war "Gustav" kein Vergleich mit dem Sturm "Katrina", der mehr als 1800 Leben forderte und mindestens 40 Milliarden US-Dollar kostete.
Ob diese Vermehrung der Hurrikane und Taifune nun aber generell zum Trend wird, weil die Erde und damit die Ozeane wärmer werden, kann die Wissenschaft noch nicht sagen – im Gegenteil: Die Klimaforschung ist in dieser Frage äußerst gespalten. Theoretisch müsste ihre Zahl zunehmen, da aufgeheiztes Wasser ihre Entstehung antreibt, beziehen die Tiefdruckwirbel doch ihre gesamte Energie aus dem warmen Meer, das mindestens 26 Grad Celsius haben sollte. Größere Flächen mit Badewannentemperaturen bedeuteten denn auch ein Plus an Stürmen, so die Befürworter der These. Ganz im Gegenteil, meinen dagegen ihre Kritiker: In einer energiereicheren Atmosphäre nähmen auch Scherwinde zu, die den Hurrikan schon im Ansatz wieder zerzausen können – generelle Zunahmen in den verschiedenen Ozeanen seien deshalb keineswegs ausgemachte Sache und zahlenmäßige Schwankungen natürliche Zyklen.
Weltweit traten in den letzten rund 25 Jahren zwischen 66 und 95 Wirbelstürme pro Saison auf, ohne dass die Wissenschaftler dabei einen signifikanten Trend nach oben notieren konnten. Auch der Median der Windgeschwindigkeiten blieb nahezu gleich und zeigte allenfalls einen leicht ansteigenden Zug: zwei Ergebnisse, die gegen einen Einfluss des globalen Klimawandels auf die Hurrikangenese sprechen, obwohl sich der Atlantik seit 1981 um etwa 0,7 und der Nordostpazifik um immerhin 0,33 Grad Celsius erwärmt hatten.
Fünf von sechs Bildungszentren der Wirbelstürme waren von dieser Entwicklung betroffen, nur der südliche Pazifik bildete eine Ausnahme, während sie im Atlantik und nördlichen Indischen Ozean am stärksten ausgeprägt war: "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Meere mehr Energie zur Bildung eines kräftigen Wirbelsturms aufbringen, wenn sich das Wasser erwärmt", fassen es die Forscher zusammen. In Zahlen umgesetzt, bedeutet ein Temperaturanstieg um ein Grad Celsius ein jährliches Plus von vier sehr starken Hurrikanen und Taifunen.
Wie auf einer Perlenschnur reihen sich aber zwischen der Karibik und Westafrika mit "Hanna", "Ike" und "Josephine" schon weitere Hurrikane und tropische Stürme aneinander und bedrohen Leben, Hab und Gut auf den karibischen Inseln und dem amerikanischen Festland: Die Wirbelsturmsaison ist in vollem Gange – mindestens vier Hurrikane erwarten Meteorologen noch im September und wieder eine überdurchschnittliche Saison wie 2005, als sich 23 benannte Stürme durch den Atlantik walzten, bis den Meteorologen die Namen ausgingen und vier weitere Systeme mit griechischen Zahlworten auskommen mussten. Mit "Delta" zog zudem erstmals seit Aufzeichnungsbeginn eine tropische Tiefdruckfront gen Europa und Nordafrika.
Ob diese Vermehrung der Hurrikane und Taifune nun aber generell zum Trend wird, weil die Erde und damit die Ozeane wärmer werden, kann die Wissenschaft noch nicht sagen – im Gegenteil: Die Klimaforschung ist in dieser Frage äußerst gespalten. Theoretisch müsste ihre Zahl zunehmen, da aufgeheiztes Wasser ihre Entstehung antreibt, beziehen die Tiefdruckwirbel doch ihre gesamte Energie aus dem warmen Meer, das mindestens 26 Grad Celsius haben sollte. Größere Flächen mit Badewannentemperaturen bedeuteten denn auch ein Plus an Stürmen, so die Befürworter der These. Ganz im Gegenteil, meinen dagegen ihre Kritiker: In einer energiereicheren Atmosphäre nähmen auch Scherwinde zu, die den Hurrikan schon im Ansatz wieder zerzausen können – generelle Zunahmen in den verschiedenen Ozeanen seien deshalb keineswegs ausgemachte Sache und zahlenmäßige Schwankungen natürliche Zyklen.
Allerdings: Einmal entstanden, können die verheerenden Gebilde aus Äolus' Reich im Zuge des Klimawandels allerdings stärker werden und leichter zu Wirbelstürmen der beiden höchsten Klassen 4 und 5 heranwachsen, weil sie über größere Regionen hinweg mehr Dampf für ihren Antrieb gewinnen. Eine Ansicht, die unter Sturmforschern zunehmend Zustimmung gewinnt und nun von James Elsner von der Florida State University in Tallahassee und seinen Kollegen ein weiteres Mal bestätigt wird: Mit Hilfe von Satellitenaufzeichnungen seit etwa 1980 haben sie untersucht, inwiefern sich die Spitzengeschwindigkeiten von Hurrikanen in diesem Zeitraum veränderten.
Weltweit traten in den letzten rund 25 Jahren zwischen 66 und 95 Wirbelstürme pro Saison auf, ohne dass die Wissenschaftler dabei einen signifikanten Trend nach oben notieren konnten. Auch der Median der Windgeschwindigkeiten blieb nahezu gleich und zeigte allenfalls einen leicht ansteigenden Zug: zwei Ergebnisse, die gegen einen Einfluss des globalen Klimawandels auf die Hurrikangenese sprechen, obwohl sich der Atlantik seit 1981 um etwa 0,7 und der Nordostpazifik um immerhin 0,33 Grad Celsius erwärmt hatten.
Ganz anders sieht es dagegen bei den Spitzenwerten aus: Gerade die stärksten Winde, die in Wirbelstürmen der Kategorie 5 durchaus 300 Kilometer pro Stunde überschreiten können, bliesen während der beobachteten Periode immer kräftiger. Pro Jahr legten sie um etwa einen Kilometer pro Stunde zu – was nach wenig klingt, sich aber potenziert. Denn je höher die Windgeschwindigkeit ist, desto größer werden seine Kraft, die Windlast wie der Staudruck und damit das zerstörerische Potenzial des Orkans: Die Energie des Sturms beispielsweise steigt mit dritter Potenz.
Fünf von sechs Bildungszentren der Wirbelstürme waren von dieser Entwicklung betroffen, nur der südliche Pazifik bildete eine Ausnahme, während sie im Atlantik und nördlichen Indischen Ozean am stärksten ausgeprägt war: "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Meere mehr Energie zur Bildung eines kräftigen Wirbelsturms aufbringen, wenn sich das Wasser erwärmt", fassen es die Forscher zusammen. In Zahlen umgesetzt, bedeutet ein Temperaturanstieg um ein Grad Celsius ein jährliches Plus von vier sehr starken Hurrikanen und Taifunen.
Ganz gesichert sind diese Erkenntnisse jedoch noch nicht, mahnen Elsner und sein Team zur Vorsicht: Weitere Einflüsse wie der Entstehungsort des Sturms, seine Nähe zum Festland, El-Niño- oder Sonnenaktivitäten hatten sie nicht berücksichtigt. Im Jahr 2006 etwa verhinderten El Niño und seine klimatischen Nachwehen, dass allzu viele Stürme sich im Atlantik erhoben. Nur "Gordon" und "Helene" kratzten an der Schwelle zum Monstersturm – der Rest blieb weit unter seinen potenziellen Fähigkeiten.
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