Schiffskatastrophen: Die Titanic hatte auch Pech mit dem Eisberg
Die Wissenschaftler Grant Bigg und Steve Billings werfen einen Blick zurück auf die berühmteste aller Schiffskatastrophen und beschäftigen sich mit der Frage, wie unglücklich das Treffen von Eisberg und Titanic im April 1912 aus geowissenschaftlicher Sicht war. Die Titanic, so ihr Fazit, sank zwar wegen der längst bekannten Verkettung von Fehlentscheidungen in der Crew, hatte aber zudem auch Pech mit einem Ausreißer: Der Eisberg, der ihren Kurs kreuzte, war wegen ungewöhnlicher klimatischer Verhältnisse rasch weit nach Süden vorangekommen und dabei nur wenig zusammengeschmolzen, als das Schiff ihn dann im April nahe des 42. Breitengrads rammte.
Die Forscher ermittelten dies durch eine neue Analyse der alten verfügbaren Daten mit modernen Eisbergdrift-Modellen. Mit den zeitgenössischen Augenzeugenberichten errechneten sie zudem die wahrscheinliche Größe des tödlichen Eisberges, der wohl im Frühherbst 1911 in Grönland ins Meer gekalbt war und dann rasch nach Südwesten trieb. Zudem glichen sie die Angaben und Daten mit einer Fotografie ab, die die Besatzung des Linienschiffes Prinz Adalbert am Tag nach dem Unglück von dem vermeintlichen Unglückseisberg gemacht hatte. Tatsächlich passe das Foto zu der berechneten Größe: Der Eisberg ragte nach Augenzeugenberichten zwischen 15 und 31 Meter über die Wasseroberfläche und war etwa 122 Meter lang. Modernen Eisberg-Stabilitätsmodellen zufolge sollte der Berg daher aus rund zwei Millionen Tonnen Eis bestanden haben, die zu großen Teilen unter der Wasseroberfläche lagen. Das zeitgenössische Foto zeige jedenfalls einen in etwa passenden Eisberg.
Insgesamt, so das Fazit der Forscher, seien für die Katastrophe auch geowissenschaftlich betrachtet ungünstige Ereignisse zusammengetroffen: Eine höhere – wenn auch nicht extreme – Anzahl an Eisbergen insgesamt und ungünstige Winde, die größere Eisberge früher als üblich weiter nach Süden getrieben haben. Der psychologische Stress der Jungfernfahrt für die Crew könne ein übriges getan haben, so die Forscher.
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