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News: Die Tricks des Tuberkulose-Erregers

Tuberkulose gehört zu den weltweit auftretenden Krankheiten, die jährlich immer noch Millionen Opfer fordern. Für Kinder existiert zwar ein Impfstoff, doch aufgrund von Impfmüdigkeit und mangelnder Versorgung breitet sich die Krankheit seit einigen Jahren wieder verstärkt aus. Wissenschaftler konnten nun aufdecken, wie der Erreger, der im Körper überdauert, der Entdeckung durch das Immunsystem entkommt: Geschickt verhindert er, dass seine Wirtszelle der Immunabwehr ihren unliebsamen Untermieter mitteilen kann.
Heimtückisch lauert der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis im Körper, bis für ihn gute Zeiten anbrechen und er sich erneut vermehrt – meist mit fatalen Folgen für die Infizierten. Als vorübergehende Zufluchtsstätte sucht er sich ausgerechnet diejenigen Zellen des Immunsystems aus, die in vernichten sollten: die Fresszellen oder Makrophagen. In ihnen verbirgt er sich in kleinen Bläschen, wo er für andere Immunzellen unerreichbar ist.

Wenn Makrophagen Krankheitserreger wie Viren und Bakterien aufnehmen, zerlegen sie die Proteine der Keime in kleine Bruchstücke und heften sie an Trägermoleküle, die Proteine des so genannten Haupthistokompatibilitätskomplexes oder MHC. Derart beladen wandern die MHC-Moleküle an die Oberfläche der Zelle und präsentieren dort die Fragmente. Bestimmte T-Zellen erkennen die fremden Peptide und lösen weitere Schritte der Immunantwort aus.

Doch die Tuberkelbakterien tricksen das Immunsystem aus. Wie Erika Noss von der Case Western Reserve University und ihre Kollegen feststellten, hindern sie ihre Wirtszellen daran, MHC-Moleküle herzustellen. Verantwortlich dafür ist ein Lipoprotein, das die Bakterien in großen Mengen produzieren. Es hemmt das Ablesen der für die MHC-Moleküle codierenden Gene. Außerdem spannen die Erreger dafür auch ein wichtiges membranständiges Protein ein, den Toll-ähnlichen Rezeptor 2. Er spielt eine besondere Rolle in der Erkennung pathogener Eindringlinge.

Indem sie die Makrophagen derart beschäftigen, gelingt es den Erregern offenbar, den wachsamen Augen des Immunsystems zu entkommen. Vielleicht lässt sich aber mit den neuen Erkenntnissen nun endlich ein Impfstoff für Erwachsene entwickeln, um der Krankheit Herr zu werden. Denn noch immer sterben jährlich etwa drei Millionen Menschen an den Folgen der Infektion, obwohl es einen Impfstoff für Kinder gibt. Seit einigen Jahren jedoch breitet sich die Krankheit beinahe Epidemie-artig wieder aus – was auch die Weltgesundheitsorganisation dazu veranlasst hat, Tuberkulose als einen "globalen Notfall" einzustufen.

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