Meteoriten: Ein frischer Marsmeteorit
Marsmeteoriten sind eine der wenigen Möglichkeiten, die Gesteine des Roten Planeten direkt in irdischen Laboren zu untersuchen. Es sind Gesteinsbruchstücke, die durch Asteroideneinschäge auf dem Mars aus dessen Oberfläche herausgesprengt wurden. Dabei wurden sie auf so hohe Geschwindigkeiten beschleunigt, dass sie das relativ schwache Schwerefeld des Roten Planeten verlassen konnten und auf eine Umlaufbahn um die Sonne gerieten. Nach einigen Millionen Jahren Reisezeit erreichen sie schließlich die Erde und fallen als Meteoriten zu Boden. Derzeit sind 104 Marsmeteoriten bekannt, die meisten von ihnen wurden in der Sahara und in der Antarktis gefunden. Durch die dortigen klimatischen Bedingungen werden sie für viele Jahrtausende konserviert.
Bewohner in der Tata-Region im Bereich der Stadt Tissint berichteten von einem gelbgrünen Feuerball am Himmel und einem heftigen Überschallknall. Danach fielen Meteoritenbruchstücke vom Himmel. Allerdings dauerte es bis zum Oktober 2011, bis die ersten von ihnen gefunden wurden, da dieses wüstenhafte Gebiet sehr unwegsam ist. Die Bruchstücke wurden dann an Meteoritenforscher in aller Welt geschickt. Am 17. Januar 2012 gab die "Meteoritical Society", ein Zusammenschluss von Planetenforschern und Geowissenschaftlern offiziell bekannt, dass Tissint einer der raren Marsmeteoriten ist, dessen Fall beobachtet werden konnte. Er ist für die Forscher besonders interessant, da er den Einflüssen der Erdatmosphäre nur wenige Wochen lang ausgesetzt war. Tissint ist somit praktisch unverwittert und unkontaminiert von irdischen Stoffen.
Die Tissint-Meteoriten gehören zu den so genannten Shergottiten. Es sind Gesteine, die irdischem Basalt sehr stark ähneln. Sie traten vor einigen hundert Millionen Jahren in Marsvulkanen als Lava zu Tage. Benannt ist dieser Meteoritentyp nach der nordindischen Stadt Shergotty, heute "Shergati", in der im Jahre 1865 der Fall des ersten bekannten Meteoriten dieses Typs beobachtet wurde. Von der Untersuchung der Tissint-Meteoriten erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über die flüchtigen Stoffe im Inneren der Marskruste. So enthalten die meisten Shergottite beispielsweise geringe Mengen an Marswasser. Dessen Analyse in einem Massenspektrometer kann Aufschluss über die Oberflächenbedingungen und das Klima auf dem Mars vor vielen hundert Millionen Jahren geben.
Obwohl die meisten Marsmeteorite irdischen Gesteinen zum Verwechseln ähneln, gehören sie zu den begehrtesten Meteoriten überhaupt. Sie sind nicht nur für Wissenschaftler interessant, sondern werden auch von Sammlern "gejagt", die für einen Marsmeteoriten 800 Euro oder mehr pro Gramm bezahlen. Zum Vergleich: Ein Gramm Gold kostet derzeit etwa 42 Euro.
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