News: Ein Fund mit 100 Siegeln
Indien gilt als eine der bedeutesten Wiegen menschlicher Hochkulturen - und birgt noch so manches Geheimnis in seiner Erde. So wissen Archäologen noch immer fast nichts über die rätselhafte Ahar-Banas-Kultur. Ein neuer Fund setzt diese prähistorische Zivilisation in ein neues Licht.
Ende der fünfziger Jahre stießen Archäologen im indischen Bundesstaat Rajasthan auf die Überreste einer bis dahin völlig unbekannten menschlichen Zivilisation. Benannt nach dem ersten Fundort Ahar beziehungsweise nach dem Fluss Banas konnte die Ahar-Banas-Kultur auf die Zeit zwischen 2500 bis 1500 Jahre vor Christus datiert werden. Die damaligen Menschen lebten vermutlich von Reisanbau und Rinderzucht, fertigten Tonwaren an, die sie typischerweise schwarz-rot bemalten, und nutzten bereits ein Metall: Kupfer. Ihre Kultur fällt damit in die Periode des Chalkolithikums oder Kupfersteinzeit – jener Epoche, die den Übergang zwischen Stein- und Bronzezeit markiert.
Doch auch 40 Jahre nach ihrer Entdeckung bleibt die Ahar-Kultur für die Wissenschaft noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Die Archäologen wissen weder, woher die Zivilisation kam, noch, wie ihre Sozialstruktur aussah oder warum sie wieder verschwand.
Im Jahr 1999 starteten die Archäologen Vasant Shinde vom Deccan College in Pune und Gregory Possehl von der University of Pennsylvania eine neue Grabungskampagne in Gilund, der wichtigsten Fundstätte der Ahar-Kultur. Dabei stießen sie auf die Fundamente eines über 18 Meter langen Gebäudes, das durch dicke Mauern in mehrere, etwa einen Meter breite Kammern unterteilt war. Und in einer dieser Kammern, die vermutlich als Lagerräume genutzt wurden, fanden die Forscher Gegenstände, welche die Ahar-Kultur in einem neuen Licht erscheinen lässt: Tonscherben mit Siegelabdrücken.
Die Datierung der über 100 Siegelabdrücke, die verschiedene geometrische Muster zeigen, ergab ein Alter von 3700 bis 4100 Jahre. Bisher waren solche Stempel, mit denen privates oder öffentliches Eigentum markiert werden kann, für die Ahar-Kultur völlig unbekannt. Die Archäologen deuten ihren Fund als Nachweis, dass die damaligen Bewohner in einer wohl definierten Gesellschaft mit eine ausgeprägten Oberschicht lebten.
Und noch etwas überraschte die Archäologen: Die Muster der Siegel erinnerten sie an eine Zivilisation aus dem über 1000 Kilometer entfernten Afghanistan. Benannt nach den Städten Bactria und Margiana breitete sich die so genannte BMAC-Kultur (Bactria-Margiana Archaeological Complex) zu Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus über Persien bis zum Arabischen Golf aus. Dass es auch Beziehungen zum fernen Indien gegeben haben könnte, war den Wissenschaftlern bislang neu.
Die Zeit der Ahar-Kultur fällt in eine Epoche mit entscheidenden Umbrüchen auf dem indischen Subkontinent. Denn damals ging auf rätselhafter Weise die Indus-Kultur unter, eine der ältesten Zivilisationen der Menschheit, deren Anfänge im dritten Jahrtausend vor Christus liegen. Mit ihnen verschwand auch ihre Schrift und ihre technischen Erfindungen im Dunkel der Geschichte. "Wenn wir mehr darüber erfahren, auf welche Weise die Kulturen wie Ahar-Banas und BMAC die Indus-Zivilisation beeinflussten, dann", so hofft Possehl, "werden wir den Aufstieg und den Untergang der großen Zivilisationen der Erde besser verstehen."
Doch auch 40 Jahre nach ihrer Entdeckung bleibt die Ahar-Kultur für die Wissenschaft noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Die Archäologen wissen weder, woher die Zivilisation kam, noch, wie ihre Sozialstruktur aussah oder warum sie wieder verschwand.
Im Jahr 1999 starteten die Archäologen Vasant Shinde vom Deccan College in Pune und Gregory Possehl von der University of Pennsylvania eine neue Grabungskampagne in Gilund, der wichtigsten Fundstätte der Ahar-Kultur. Dabei stießen sie auf die Fundamente eines über 18 Meter langen Gebäudes, das durch dicke Mauern in mehrere, etwa einen Meter breite Kammern unterteilt war. Und in einer dieser Kammern, die vermutlich als Lagerräume genutzt wurden, fanden die Forscher Gegenstände, welche die Ahar-Kultur in einem neuen Licht erscheinen lässt: Tonscherben mit Siegelabdrücken.
Die Datierung der über 100 Siegelabdrücke, die verschiedene geometrische Muster zeigen, ergab ein Alter von 3700 bis 4100 Jahre. Bisher waren solche Stempel, mit denen privates oder öffentliches Eigentum markiert werden kann, für die Ahar-Kultur völlig unbekannt. Die Archäologen deuten ihren Fund als Nachweis, dass die damaligen Bewohner in einer wohl definierten Gesellschaft mit eine ausgeprägten Oberschicht lebten.
Und noch etwas überraschte die Archäologen: Die Muster der Siegel erinnerten sie an eine Zivilisation aus dem über 1000 Kilometer entfernten Afghanistan. Benannt nach den Städten Bactria und Margiana breitete sich die so genannte BMAC-Kultur (Bactria-Margiana Archaeological Complex) zu Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus über Persien bis zum Arabischen Golf aus. Dass es auch Beziehungen zum fernen Indien gegeben haben könnte, war den Wissenschaftlern bislang neu.
Die Zeit der Ahar-Kultur fällt in eine Epoche mit entscheidenden Umbrüchen auf dem indischen Subkontinent. Denn damals ging auf rätselhafter Weise die Indus-Kultur unter, eine der ältesten Zivilisationen der Menschheit, deren Anfänge im dritten Jahrtausend vor Christus liegen. Mit ihnen verschwand auch ihre Schrift und ihre technischen Erfindungen im Dunkel der Geschichte. "Wenn wir mehr darüber erfahren, auf welche Weise die Kulturen wie Ahar-Banas und BMAC die Indus-Zivilisation beeinflussten, dann", so hofft Possehl, "werden wir den Aufstieg und den Untergang der großen Zivilisationen der Erde besser verstehen."
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