Geologie: Ein Mantel voller Diamanten
Zehn Billiarden Tonnen Diamanten könnten sich im oberen Erdmantel unseres Planeten verbergen. Das schätzen Geowissenschaftler um Ulrich Faul vom Massachusetts Institute of Technology, wie sie in »Geochemistry, Geophysics, Geosystems« schreiben. Die Edelsteine finden sich jedoch erst in Tiefen von mindestens 150 Kilometern und lassen sich daher nicht mit heutigen Technologien abbauen. Sie lagern in den so genannten Wurzeln der Kontinente, den Kratonen: Sie bilden den ältesten und stabilsten Kernbereich der Kontinente mit meist erhöhter Krustendicke und reichen teilweise mehrere hundert Kilometer tief in den Erdmantel.
Geotektonisch sind diese Wurzeln jedoch nur unzureichend verstanden. Wenn beispielsweise Erdbebenwellen durch sie hindurchlaufen, werden sie stark beschleunigt. Doch unklar ist, was eine solche Beschleunigung verursacht. Temperatur, Dichte und Zusammensetzung des Gesteins spielen jeweils eine Rolle. Kratone sind kälter und weniger dicht als das umgebende Mantelmaterial, doch kann dies nur einen Teil der Abweichung erklären. Faul und Co modellierten deshalb zusätzlich unterschiedliche Gesteins- und Mineralzusammensetzungen in jenen Wurzeln.
Tatsächlich passte nur eine der simulierten Mischungen zu den Messergebnissen. Sie besteht aus mindestens 70 Prozent Peridotit, dem häufigsten Gestein des Erdmantels, sowie rund 20 Prozent Eklogit, einem basaltischen Metamorphit. Doch der wichtigste Punkt ist: Ohne ein bis zwei Prozent Diamanten im Kraton konnten die Werte nicht erreicht werden. Dies sind 1000-mal mehr Diamanten, als man bislang vermutet hatte. »Das beweist, dass Diamanten nicht so exotisch sind wie bisher angenommen, sondern ziemlich gewöhnlich – zumindest auf einer geologischen Skala«, sagt Ulrich Faul.
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