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News: Ende einer Postkartenidylle

Erst 90 Jahre nach seiner ersten Kartierung erhoben Klimaforscher auf dem Gipfel des Kilimandscharo erste systematische Daten und entnahmen den Gletschern Eiskerne. Jetzt müssen sie sich beeilen, denn schon bald werden die Klimaarchive vollends geschmolzen sein.
Kilimanjaro
Das berühmte Bild vom schneebedeckten Kilimandscharo wird es schon bald nicht mehr geben, denn die Gletscher des höchsten Berges Afrikas schmelzen zusehends – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Allein in den vergangenen 2,5 Jahren sind sie um einen Meter dünner geworden und haben sich um einen Meter zurückgezogen.

Dabei sind die Gletscher des Kilimandscharo auch ein wertvolles Archiv des afrikanischen Klimas der Vergangenheit, und somit ist bei dessen Erkundung Eile geboten. Immerhin hat der Kilimandscharo seit seiner ersten Kartierung im Jahr 1912 – das zeigen aktuelle Luftbildaufnahmen – rund 80 Prozent seiner Eismassen eingebüßt.

Ob dieser Schwund allein dem menschengemachten Klimawandel zuzuschreiben ist, können auch Lonnie Thompson von der Ohio State University in Columbus und seine Kollegen derzeit noch nicht sagen, schließlich sind sie seit dem Jahr 2000 die ersten Forscher, die auf dem Gipfel des Kilimandscharo erstmals systematische meteorologische Messungen durchführten und den Gletschern alles in allem 215 Meter Bohrkerne entnahmen.

In diesem Klimaarchiv ist überliefert, dass die derzeitigen Eismassen fast 12 000 Jahre alt sind und Afrika seither von drei harschen Dürrezeiten heimgesucht wurde. Die erste, 500 Jahre lang andauernde Trockenheit, begann wohl vor 8300 Jahren und offenbart sich durch deutlich niedrigere Methangehalte in den Lufteinschlüssen aus jener Zeit. Ein solcher Rückgang der atmosphärischen Methankonzentrationen ist nach Meinung von Forschern die Folge schwindender Feuchtgebiete in den Tropen – ein Effekt, der sich auch andernorts nachweisen lässt, beispielsweise in arktischen Eiskernen.

Ähnliche Rückschlüsse lassen sich auch aus dem Gehalt des schweren Sauerstoff-18-Isotops ableiten, welches ein Maß für die Verdunstung über den Meeren und ergo die Niederschläge auf den Kontinenten ist. Aus dem deutlichen Rückgang der Konzentrationen dieses Isotops schließen die Forscher, dass es in Afrika vor 5200 Jahren zum zweiten Mal für längere Zeit kühler und trockener wurde. Interessanterweise – das vermuten jedenfalls Anthropologen – fanden sich just in diesem Moment vielerorts die Jäger und Sammler zusammen, bildeten soziale Strukturen aus und gründeten Dorfgemeinschaften.

1200 Jahre später schließlich – nun herrschten in Ägypten schon die Pharaonen – litt Afrika unter einer dritten, 300-jährigen Dürre. Belegt ist sie in den Kernen durch deutliche Staublagen, aber auch in den Papyri der alten Ägypter. Von dieser Dürre hat sich Nordafrika nie wirklich erholt, denn seit jener Zeit sind weite, vormals besiedelte Regionen im festen Griff der Sahara.

Doch das alles war einmal, der jetzige Schwund der Kilimandscharo-Gletscher ist sehr viel dramatischer. Das Klimaarchiv Kilimandscharo schwindet mittlerweile so schnell, dass sich Thompson und seine Kollegen mit den Probenahmen beeilen müssen. Denn spätestens in 15 oder 20 Jahren, so die Forscher, wird damit Schluss sein. Dann wird es die klassische Perspektive des 5895 Meter hohen "leuchtenden Berges", wie der Kilimandscharo auf Suaheli genannt wird, nur noch auf Postkarten geben.

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