News: Entsorgt
Mit Treue nehmen es viele nicht so genau - auch Taufliegen nicht. Doch wer und was entscheiden, wessen Spermien für Vaterfreuden sorgen dürfen?
Von den bis zu 400 Eiern, die Mutter Taufliege im Obstkorb ablegt, haben nur vier Fünftel denselben Vater. Denn wie so viele andere auch, setzen die kleinen Insekten auf mehrere Samenspender. Zu den Vorteilen zählt, dass die Weibchen auf diesem Wege vielleicht stärker beeinflussen können, wer nun den männlichen Beitrag zum Nachwuchs leistet – mit dem Effekt, dass sich die potenziellen Väter in spe und ihre Spermien einen harten Konkurrenzkampf liefern, um auch ja zu den Erfolgreichen zu gehören.
Mag es auch unter Taufliegen Qualitätskriterien für den Zeugungspartner geben, zum Zuge kommt schließlich vor allem der letzte Begattende, stammen doch die vier Fünftel mit selbem Vaterschaftstestergebnis von ihm. Wie die Männchen dies erreichen, darüber gab es bisher zwei Vermutungen: Zum einen könnte das neu eindringende Ejakulat die bereits im Weibchen in einem speziellen Sammelbehälter – der Samentasche oder Receptaculum seminis – aufbewahrten Samenzellen der vorangegangenen Konkurrenten wieder nach draußen befördern. Zum anderen galt es als wahrscheinlich, dass irgendetwas in dem neu eingeschleusten Ejakulat, wahrscheinlich spezielle Proteine, die bereits vorhandenen Spermien schädigen, wenn nicht sogar abtöten könnte. Eine solche, passenderweise auf den Namen "Sexpeptid" getaufte Verbindung war auch schon gefunden, und im Juli 2003 lieferten zwei Forschergruppen deutliche Hinweise, dass sie Verhaltensänderungen bei den Weibchen auslöst, die dem letzten Besucher zum gewünschten Erfolg verhelfen.
Rhonda Snook von der Universität Sheffield und David Hosken von der Universität Zürich machten sich aber noch einmal daran, den Taufliegen-Müttern etwas genauer bei der Familienplanung zuzuschauen. Zunächst einmal verpaarten sie die Weibchen mit einem ganz normalen Männchen. Vier Tage später bekamen einige der nun schon begatteten Damen einen weiteren Verehrer ins Gläschen gesetzt: Wiederum einen ganz normalen Artgenossen oder aber einen, der sich zwar auch begeistert paarte, dabei aber nur Samenflüssigkeit mit den verdächtigen Proteinen produzierte – aber keine Spermien.
24 Stunden später fanden sich in der Samentasche der notgedrungen monogamen Tiere und der mit "Pseudomännern" verpaarten Geschlechtsgenossinnen ähnlich viele noch zappelnde Samenzellen. Bei den erneut mit einem normalen Männchen verpaarten Taufliegen-Damen zählten die Forscher mehr, denn hier war ja für Nachschub gesorgt worden. Damit war klar: Trotz Sexpeptid, die Proteine in der Samenflüssigkeit schienen keinen schädlichen oder gar tödlichen Effekt auszuüben.
Damit zur zweiten Probe aufs Exempel. Wieder verpaarten die Wissenschaftler ihre Taufliegen-Weibchen mit normalen Männchen, behielten wiederum einige in Isolation und präsentierten den anderen nach vier Tagen wie zuvor schon ganz normale Männchen oder solche, die nur Samenflüssigkeit produzieren, aber keine Spermien. Als Dritte im Bunde gab es nun aber auch noch Geschlechtsvertreter, die zwar das normale Paarungsverhalten zeigen, dabei aber kein Ejakulat abgeben. Und wieder folgte am Tag darauf die Volkszählung in der Samentasche der begatteten Weibchen.
Hier nun fanden die Wissenschaftler magere Ausbeute bis gähnende Leere bei den Weibchen, die als zweite Gabe pure Samenflüssigkeit oder gar nichts gespendet bekommen hatten, während sich bei den Artgenossinnen mit nur einem Abenteuer oder aber einem richtigen zweiten der Sammelbehälter gefüllt zeigte. Also gab es keinen Verdrängungseffekt seitens neu eindringenden Ejakulats – das ja in einem Experiment tatsächlich fehlte –, sondern der Akt an sich löste wohl bei den Weibchen eine Art Spermien-Entsorgung aus.
Also spielt nicht das Sexpeptid, sondern der enge Körperkontakt die entscheidende Rolle? Das zumindest erklären, warum die Männchen so ausführlich zu Gange sind – die intime Phase dauert mindestens doppelt so lang, wie für die eigentliche Übertragung der Spermien nötig ist. Brechen die Vaterwilligen dagegen vorher ab oder werden gestört, bleibt ihnen auch die vorherrschende Vaterschaft versagt, wie aus anderen Versuchen bekannt ist.
Immer noch offen bleibt, nach welchen Kriterien und wie viel des bereits verinnerlichten Spermienmaterials die Weibchen entsorgen, und warum manche Männchen diesen für sie vorteilhaften Prozess erfolgreicher auslösen können als andere Artgenossen. Das Liebesleben der Taufliegen bietet eben noch viele Geheimnisse.
Mag es auch unter Taufliegen Qualitätskriterien für den Zeugungspartner geben, zum Zuge kommt schließlich vor allem der letzte Begattende, stammen doch die vier Fünftel mit selbem Vaterschaftstestergebnis von ihm. Wie die Männchen dies erreichen, darüber gab es bisher zwei Vermutungen: Zum einen könnte das neu eindringende Ejakulat die bereits im Weibchen in einem speziellen Sammelbehälter – der Samentasche oder Receptaculum seminis – aufbewahrten Samenzellen der vorangegangenen Konkurrenten wieder nach draußen befördern. Zum anderen galt es als wahrscheinlich, dass irgendetwas in dem neu eingeschleusten Ejakulat, wahrscheinlich spezielle Proteine, die bereits vorhandenen Spermien schädigen, wenn nicht sogar abtöten könnte. Eine solche, passenderweise auf den Namen "Sexpeptid" getaufte Verbindung war auch schon gefunden, und im Juli 2003 lieferten zwei Forschergruppen deutliche Hinweise, dass sie Verhaltensänderungen bei den Weibchen auslöst, die dem letzten Besucher zum gewünschten Erfolg verhelfen.
Rhonda Snook von der Universität Sheffield und David Hosken von der Universität Zürich machten sich aber noch einmal daran, den Taufliegen-Müttern etwas genauer bei der Familienplanung zuzuschauen. Zunächst einmal verpaarten sie die Weibchen mit einem ganz normalen Männchen. Vier Tage später bekamen einige der nun schon begatteten Damen einen weiteren Verehrer ins Gläschen gesetzt: Wiederum einen ganz normalen Artgenossen oder aber einen, der sich zwar auch begeistert paarte, dabei aber nur Samenflüssigkeit mit den verdächtigen Proteinen produzierte – aber keine Spermien.
24 Stunden später fanden sich in der Samentasche der notgedrungen monogamen Tiere und der mit "Pseudomännern" verpaarten Geschlechtsgenossinnen ähnlich viele noch zappelnde Samenzellen. Bei den erneut mit einem normalen Männchen verpaarten Taufliegen-Damen zählten die Forscher mehr, denn hier war ja für Nachschub gesorgt worden. Damit war klar: Trotz Sexpeptid, die Proteine in der Samenflüssigkeit schienen keinen schädlichen oder gar tödlichen Effekt auszuüben.
Damit zur zweiten Probe aufs Exempel. Wieder verpaarten die Wissenschaftler ihre Taufliegen-Weibchen mit normalen Männchen, behielten wiederum einige in Isolation und präsentierten den anderen nach vier Tagen wie zuvor schon ganz normale Männchen oder solche, die nur Samenflüssigkeit produzieren, aber keine Spermien. Als Dritte im Bunde gab es nun aber auch noch Geschlechtsvertreter, die zwar das normale Paarungsverhalten zeigen, dabei aber kein Ejakulat abgeben. Und wieder folgte am Tag darauf die Volkszählung in der Samentasche der begatteten Weibchen.
Hier nun fanden die Wissenschaftler magere Ausbeute bis gähnende Leere bei den Weibchen, die als zweite Gabe pure Samenflüssigkeit oder gar nichts gespendet bekommen hatten, während sich bei den Artgenossinnen mit nur einem Abenteuer oder aber einem richtigen zweiten der Sammelbehälter gefüllt zeigte. Also gab es keinen Verdrängungseffekt seitens neu eindringenden Ejakulats – das ja in einem Experiment tatsächlich fehlte –, sondern der Akt an sich löste wohl bei den Weibchen eine Art Spermien-Entsorgung aus.
Also spielt nicht das Sexpeptid, sondern der enge Körperkontakt die entscheidende Rolle? Das zumindest erklären, warum die Männchen so ausführlich zu Gange sind – die intime Phase dauert mindestens doppelt so lang, wie für die eigentliche Übertragung der Spermien nötig ist. Brechen die Vaterwilligen dagegen vorher ab oder werden gestört, bleibt ihnen auch die vorherrschende Vaterschaft versagt, wie aus anderen Versuchen bekannt ist.
Immer noch offen bleibt, nach welchen Kriterien und wie viel des bereits verinnerlichten Spermienmaterials die Weibchen entsorgen, und warum manche Männchen diesen für sie vorteilhaften Prozess erfolgreicher auslösen können als andere Artgenossen. Das Liebesleben der Taufliegen bietet eben noch viele Geheimnisse.
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