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Psychologie: Fernsehkonsum prägt Schönheitsideal

Wer viel TV sieht, findet dünne Frauen attraktiver, behaupten Psychologen. Das scheint selbst im abgelegenen Regenwald Nicaraguas zu gelten.
Fernseher

Welchen Typ Mensch die meisten Menschen attraktiv finden, ist von Kultur zu Kultur verschieden. In der westlichen Welt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten Schlankheit als wichtiger Faktor etabliert. Als Erklärung dafür kommt unter anderem der Einfluss von Fernsehen und Kino in Frage, in denen vorrangig schlanke und überdurchschnittlich attraktive Menschen zu sehen sind.

Allerdings ist es schwierig, diesen Einfluss sicher nachzuweisen. Schließlich finden sich in westlichen Industrienationen kaum noch Personen, die nicht von Massenmedien beeinflusst wurden. Ein Team um Lynda Boothroyd von der University of Durham hat daher nun ergründet, welche weibliche Körperform in abgelegenen Siedlungen im Südosten Nicaraguas als besonders attraktiv gilt.

Die Gegend eignet sich nach Ansicht der Forscher wie wenige andere für solch eine Studie. Die Bewohner leben vorrangig von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Und erst nach und nach schließt die Regierung die Dörfer ans Stromnetz an, weshalb nur ein Teil der Bevölkerung Zugang zu Fernsehen und Internet hat.

Boothroyd und ihr Team befragten zwischen 2014 und 2017 insgesamt 300 Männer und Frauen aus der Region. Und tatsächlich stießen die Forscher dabei auf messbare Unterschiede zwischen Einwohnern mit westlichem Medienkonsum und solchen ohne: Während die erste Gruppe Frauenfiguren mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 22 am ansprechendsten fanden, lag der durchschnittlich bevorzugte BMI bei der Vergleichsgruppe um fünf Punkte höher.

Die Forscher fanden auch Indizien für die These, dass sich das Schönheitsideal verändern lässt: In einer separaten Befragung zeigten sie manchen Dorfbewohnern Fotos von sehr schlanken Frauen, anderen hingegen Aufnahmen von Models mit deutlich mehr Gewicht. Anschließend habe sich die Einstellung der Versuchsteilnehmer in Richtung des ihnen präsentierten Schönheitsideals verschoben, schreibt die Gruppe im »Journal of Personality and Social Psychology«.

Warum die Studie sich ausschließlich mit dem weiblichen Schönheitsideal befasst hat, ist unklar. Immerhin betonen die Forscher, dass man sich in Zukunft auch dringend anschauen müsse, wie sich der Medienkonsum auf die Sichtweise männlicher Körper auswirke.

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