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News: Fluorid ist auch für die Knochen gut

Karies ist eine unangenehme Sache. Wenn die Zähne erst einmal von der Krankheit befallen sind, folgt der unangenehme Weg zum Zahnarzt, wo nur noch der Bohrer Abhilfe schaffen kann - ganz zu schweigen von den Problemen, die sich mit der Füllung ergeben. Doch glücklicherweise hat die Wissenschaft schon lange den Heilsbringer in der Kariesprophylaxe entdeckt: Fluorid. Es ist inzwischen als Zusatz in den meisten Zahnpasten enthalten und sorgt dafür, dass die Kariesbakterien keine Chance haben. Einen Makel, der dem Fluorid lange Zeit anhaftete, stellten jedoch die eventuellen Nachteile einer Überfluorisierung dar. Knochenbrüche sollten die Folge sein. Das dem aber nicht so ist, konnten Wissenschaftler jetzt feststellen.
Fluorid härtet den Zahnschmelz und schützt die Zähne so vor Kariesbefall. Seit sich die Wissenschaft über diese Möglichkeit der Kariesprophylaxe im Klaren ist, besteht die Idee, neben der Anwendung von fluoridhaltigem Speisesalz und Zahnpasten mit Natrium- oder Aminfluorid, auch mit dem Mineralstoff angereichertes Trinkwasser zur Vorbeugung einzusetzen. Mineralwässer mit Fluoridanteil sind mittlerweile sehr häufig anzutreffen. Ein allgemeiner Einsatz von fluoridhaltigem Trinkwasser konnte sich aber bisher nicht durchsetzen. Frühere Untersuchungen unter Bevölkerungsgruppen, die fluoridhaltiges Trinkwasser zu sich nehmen, stellten nämlich höhere Quoten von Knochenbrüchen fest. Hannu Hausen vom Department of Community Dentistry an der finnischen University of Oulu nimmt aber an, dass hierbei andere Faktoren, die bewiesenermaßen Brüche begünstigen – wie beispielsweise Einnahme von Östrogenen, Rauchen oder Körpergewicht- , unbeachtet blieben.

Zwei neue Untersuchungen zeigen jetzt, dass es bei regelmäßiger Einnahme von fluoridhaltigem Trinkwasser nicht zu mehr Knochenbrüchen kommt (British Medical Journal vom 7. Oktober 2000). Nach den Ergebnissen von Jos Kleijnen und seinen Kollegen vom NHS Center for Reviews and Dissemination an der York University ergab sich, dass Fluorisierung von Trinkwasser eindeutig die Zahl von kranken Zähnen bei Kindern verringert und als einzige Nebenwirkung eventuell eine Fluorose erzeugt, eine Sprenkelung der Zahnoberfläche.

Bei einer weiteren Forschungsarbeit stellten Kathy Phipps und ihre Kollegen von der School of Dentistry an der Oregon Health Science University fest, dass die Auswirkungen fluoridhaltigen Trinkwassers eher sogar positiv zu bewerten sind. Sie untersuchten 9 000 Frauen mit einem Alter von mindestens 65 Jahren. Dabei erkannten sie, dass Frauen, die seit den letzten zwanzig Jahren mit Fluorid angereichertes Trinkwasser zu sich genommen hatten, eine höhere Mineraldichte an Wirbelsäule (2,5 Prozent) und Hüfte (2,6 Prozent) aufwiesen als Frauen ohne Fluorisierung. Gleichzeitig war bei der ersten Gruppe das Risiko eines Bruches an Rückgrat oder Hüfte um 27 Prozent geringer. Die Wissenschaftler kommen daher zu der Überzeugung, dass dem größten Problem bei Osteoporose, der Hüftfraktur, mit fluoridhaltigem Trinkwasser kostengünstig begegnet werden kann.

Hausen bewertet den Befund seiner Kollegen aus Oregon sehr positiv. Er meint, dass die Ergebnisse die letzten Bedenken gegenüber einer Fluorisierung nun stark abgeschwächen sollten. Dennoch sagt er: "Ich halte es für sehr wichtig, dass die Effekte der Fluorisierung unter einer regelmäßigen und sorgfältigen Prüfung stehen, da die präventive Wirkung von Behandlungszeit und -ort abhängig ist."

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