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Klima: Föhn schadet antarktischem Eis

Larsen A und B sind bereits zerfallen. Und auch Larsen C könnte mittelfristig folgen. Das riesige Eisschelf wird seit 2015 verstärkt von warmen Fallwinden bedroht.
Schmelzwasser auf Larsen C

Von Dezember bis Februar schmelzen Eis und Schnee auf der Antarktischen Halbinsel – als Folge der langen Sonneneinstrahlung während des sommerlichen Polartags auf der Südhalbkugel. Doch seit wenigen Jahren beobachten Polarforscher, dass sich die Schmelzperiode bis weit in den Herbst verlängert: Föhnwinde nagen an den Gletschern und Eisschelfen der Region, wie Wissenschaftler um Rajashree Tri Datta vom NASA Goddard Space Flight Center in den »Geophysical Research Letters« schreiben. Das Team wertete dazu Satellitendaten von 1982 bis 2017 aus, um den Einfluss der warmen Fallwinde zu berechnen.

Während der meisten Jahre spielten sie demnach keine besondere Rolle. Aber seit 2015 sorgen die Föhnwinde dafür, dass noch im Herbst stärkere Schmelze auf dem riesigen Larsen-C-Eisschelf stattfindet, was zuvor nicht der Fall war. Normalerweise setzt in dieser Jahreszeit Schneefall ein, der die Verluste der Vormonate ausgleicht und damit das darunterliegende Eis schützt. Die Fallwinde sorgen jedoch dafür, dass dieser Effekt ausbleibt. Noch vorhandener oder auch frischer Schnee taut dadurch teilweise auf und sickert in tiefere Schichten, wo das Wasser erneut gefriert. Die normalerweise eher trockene und poröse Firnschicht wird dadurch dichter und kompakter und versiegelt die Schicht nach oben. Die im Folgejahr durch das Tauwetter entstehenden Tümpel und Seen können sich schneller und leichter ausbreiten. Und ihr Wasser arbeitet sich dann durch Spalten und Risse im Schelfeis und weitet diese durch die darin enthaltene Wärmeenergie zusätzlich auf: Das gesamte Eis wird dadurch instabiler.

»Die Dichteverhältnisse im nördlichen Teil von Larsen C gleichen bereits jenen von Larsen A und B, bevor diese auseinandergebrochen sind«, so Datta in einer Mitteilung. »Solche späten Schmelzereignisse können die Dichte des Eises erhöhen, selbst wenn die gesamte oberflächliche Schmelzwassermenge abnimmt.« Die Dichte eines Schelfs ist einer der Faktoren, mit denen Glaziologen die Stabilität des Schelfeises bewerten, bevor es kollabiert.

»Drei Jahre bedeuten noch keinen ausgemachten Trend«, sagt Datta weiter: »Dennoch ist es ungewöhnlich, dass wir mittlerweile stärkere Föhnwinde und die damit verbundene Schmelze im späten Sommer und Herbst beobachten.« Besonders kritisch ist auch der Punkt, an dem die Föhnwinde ihre stärkste Wirkung entfalten: am Ende von Auslasstälern, wo Gletscher in das Larsen-C-Schelfeis strömen. Dadurch greifen die Fallwinde an einigen der heikelsten und fragilsten Stellen des Schelfeises an. Sie entstehen, wenn Luftmassen von Westen gegen die Gebirgszüge der Antarktischen Halbinsel strömen. Während es auf der Luvseite dadurch zu starkem Schneefall kommen kann, dominieren auf der Leeseite trockene Luftmassen, die sich beim Abstieg teilweise um bis zu 17 Grad Celsius erwärmen können – genug, um eine Schneeschmelze auszulösen. Larsen C gilt heute schon als eines der am stärksten bedrohten Schelfsysteme der Antarktis. Da das Eis schwimmt, erhöht sich durch seinen Zusammenbruch nicht der Meeresspiegel. Es wirkt aber auch als Barriere für die Gletscher am Festland – die ohne diese Sperre schneller zum Ozean strömen und schmelzen können. Und dadurch würden die Pegel sicher steigen.

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