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Ausgerechnet eine besonders effektive Therapie, die auf Hormonen – Corticosteroiden – basiert, ist umstritten. Eltern von betroffenen Kindern machen sich oft Sorgen über mögliche Nebenwirkungen. Denn die Hormone standen unter dem Verdacht, das Wachstum um etwa einen Zentimeter pro Jahr zu hemmen. Bei einer Behandlungsdauer von zehn Jahren wäre ein junger Asthmatiker also deutlich kleiner als ein gesundes gleichaltriges Kind. Doch jetzt hat die amerikanische Studie Childhood Asthma Management Program Research Group (CAMP) gezeigt, dass die mit den Hormonen behandelten Kinder nur im ersten Jahr der Therapie etwa einen Zentimeter weniger wachsen. Danach normalisiert sich das Wachstum wieder, bis sie letztlich genau so groß werden wie ihre gesunden Altersgenossen (New England Journal of Medicine vom 12. Oktober 2000).
Im Rahmen von CAMP hat eine Vereinigung acht medizinischer Zentren in den USA und Kanada fünf Jahre lang 1 041 Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren untersucht. Die Forscher unterteilten die Probanden in drei Gruppen: Die erste erhielt Corticosteroide zum Inhalieren, die zweite ein entzündungshemmendes Medikament und die dritte ein Placebo. Die geringsten Beschwerden hatten die hormonbehandelten Kinder, die 43 Prozent weniger häufig ins Krankenhaus mussten. Außerdem hatten sie 45 Prozent seltener akute Anfälle oder mussten Hormone oral nehmen – eine Therapie bei dramatischer Verschlechterung des Zustands. Sie brauchten auch knapp ein Drittel weniger zusätzliche Asthmamedikamente und konnten sich über gut ein Fünftel mehr beschwerdefreie Tage freuen.
Die Kinder, die ein entzündungshemmendes Medikament bekamen, sahen ihre Ärzte zwar 27 Prozent seltener wegen akuter Anfälle und kamen auch mit 16 Prozent weniger oralen Steroiden aus als die Placebo-Gruppe. Aber sie mussten genau so oft ins Krankenhaus und hatten ebenso viele Tage mit Beschwerden. "Diese Studie zeigt, dass Kinder das beste Asthmamedikament einnehmen können, ohne dass es das Wachstum oder die Entwicklung verschlechtert", kommentiert N. Franklin Adkinson Jr. von der Johns Hopkins School of Medicine.
Eine weitere Frage konnten die Mediziner mit ihrer Arbeit allerdings noch nicht beantworten. Einige kleinere Studien der vergangenen Jahre legen den Verdacht nahe, dass Asthma sowohl das Wachstum als auch die Funktion der Lunge beeinträchtigt. Die Mitarbeiter der CAMP hatten vermutet, dass entzündungshemmende Medikamente diesen Effekt verhindern oder zumindest abschwächen könnten. Doch in dieser Hinsicht konnten sie zwischen den drei Gruppen keinen Unterschied feststellen. Daher wollen die Mediziner die Kinder noch weitere vier Jahre untersuchen – bis in die Pubertät. "Dann werden wir uns ein vollständiges Bild von den Auswirkungen inhalierter Corticosteroide auf die Größe als Erwachsene und die maximale Lungenfunktion machen können", erläutert Claude Lenfant vom National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI).
"Obwohl Asthmaexperten in der ganzen Welt die Wirksamkeit inhalierter Corticosteroide anerkannt haben, war unklar, welche Folgen sie bei Kindern auf Dauer haben", sagt Lenfant. "Wir hoffen, dass diese Resultate mehr Ärzte und auch Eltern überzeugen, dass die Behandlung mit Corticosteroiden die Lebensqualität der Kinder verbessern wird."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 30.12.1999
"Therapie gegen Asthma"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 25.12.1998
"Tuberkulose-Impfstoff schützt Mäuse vor Asthma"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 3.12.1997
"Die genetische Grundlage für Asthma"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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