News: Freund oder Feind
Um diesen Vorgang besser zu verstehen, züchteten Andrew Caton und seine Kollegen vom Wistar Institute zwei Stämme von transgenen Mäusen: Ein Stamm besaß T-Zellen mit einer hohen Affinität für ein bestimmtes körpereigenes Peptid, während die T-Lymphozyten des anderen Stammes eine hundertfach geringere Anziehung aufwiesen. "Wir erwarteten, dass die stark-bindenden T-Zellen im Thymus zerstört werden, während die T-Lymphozyten mit geringer Affinität entwischen dürfen", erläutert Caton.
Doch erstaunlicherweise trat das Gegenteil ein: Anstatt in der Thymusdrüse abgetötet zu werden, wimmelte es in den transgenen Mäusen von selbstreaktiven T-Zellen. Bei näherer Betrachtung stellten sich die potentiell gefährlichen "Ausbrecher" als segensreich heraus: Während ihres Aufenthaltes im Thymus entwickelten sie sich zu so genannten unterdrückenden oder Suppressor-T-Zellen, die einer neuen Klasse von T-Zellen angehören. Gewöhnlich schalten sie andere T-Lymphozyten aus, deren Tätigkeit von demselben Peptid angeregt wurde. Diese Regulatoren durchkämmen den Körper nach autoreaktiven T-Zellen, die der Thymusdrüse eventuell entschlüpft sind.
Die Ergebnisse sind "ziemlich verblüffend", betont Michael Bevan von der University of Washington, weil eine starke Interaktion zwischen T-Lymphozyt und körpereigenem Peptid den sicheren Tod für die Abwehrzelle bedeutet. "Dies könnte aber ein neuer Weg sein, um selbstreaktive T-Zellen im Schach zu halten." – "Vielleicht handelt es sich um einen entscheidenden Mechanismus, der den Körper vor Autoimmunkrankheiten schützt", spekuliert Caton. "Wenn wir verstehen, wie Suppressor-T-Zellen hergestellt werden, könnten wir diese Zellen möglicherweise vermehren und so Autoimmunkrankheiten behandeln."
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