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News: Gedächtnisübungen auf dem Laufband

Die Regel 'ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper' hat unzählige Ausnahmen. Aber zumindest bei Mäusen ist offensichtlich ein Körnchen Wahrheit dran. Nager, die jeden Tag ihre Joggingrunden drehen, schneiden bei Gedächtnistests besser ab als ihre trägen Artgenossen. Und außerdem wachsen bei den fleißigen Mäusen mehr Nervenzellen im Gehirn nach.
"Bis vor kurzem nahm man an, im Gehirn ausgewachsener Säugetiere würden keine neuen Nervenzellen wachsen, gäbe es also keine Neurogenese", sagt Terrence Sejnowski vom Howard Hughes Medical Institute. "Aber mittlerweile gibt es Beweise dafür. Und anscheinend unterstützt körperliche Aktivität den Prozeß."

Zusammen mit seinen Kollegen verglich er die Leistungen zweier Mäusegruppen. Die Tiere der einen Gruppe bewegten sich nur sehr wenig, im Gegensatz zu den Nagern der anderen Gruppe, welche durchschnittlich 4,87 Kilometer am Tag in ihren Laufrädern zurücklegten. Allen Mäusen brachten die Forscher bei, eine versteckte Plattform in einem Labyrinth mit trübem Wasser zu finden. Da Mäuse ungern schwimmen, verraten der Weg zur Plattform, den sie wählen, und die Zeit, bis sie dort angekommen sind, ihre Gedächtnisleistung. Seijnowskis Team stellte fest, daß die körperlich trainierten Mäuse deutlich direkter und schneller zu dem rettenden Boden unter den Füßen fanden als die fauleren Tiere (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 9. November 1999, Abstract).

Die Sektion der Mäusehirne ergab ebenfalls einen deutlichen Unterschied. Im Gyrus dentate, einer Teilstruktur des Hippocampus, waren bei den sportlichen Nagetieren 2,5mal mehr neue Nervenzellen gewachsen als bei den Faulenzern. Wissenschaftler nehmen an, daß der Hippocampus eine zentrale Rolle bei vielen Gedächtnisleistungen spielt, wie zum Beispiel der Erinnerung an Tatsachen, Abläufe oder die räumliche Anordnung von Objekten.

Schließlich stellten die Forscher bei der Analyse von Querschnitten durch die Gehirne fest, daß die sogenannte Langzeitpotenzierung (long term potentiation, LTP) im Gyrus dentate bei den aktiveren Mäusen ebenfalls ausgeprägter war. Im wesentlichen handelt es sich dabei um die Verstärkung der Kontakte zwischen Neuronen, wodurch sich bei Tieren ein Langzeitgedächtnis ausbildet.

"Diese Beobachtungen legen nahe, daß Bewegung die Bildung und das Überleben neuer Nervenzellen fördert und die Verbindungen zwischen Nervenzellen stärkt. Das wiederum verbessert das Langzeitgedächtnis", faßt Sejnowski zusammen. Er räumt jedoch ein: "Den Kausalzusammenhang zwischen Bewegung und Neurogenese kennen wir noch nicht."

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