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News: Gentherapie gegen Gehirnalterung

Im Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns bekanntlich ab. Bisher gingen Neurobiologen davon aus, dass der Abbau entscheidender Vernetzungen von Nervenzellen in der Großhirnrinde unwiderbringlichen Schaden anrichtet. Nun haben amerikanische Wissenschaftler eine Gentherapie entwickelt, durch die verloren gegangene Verknüpfungen offenbar wiederhergestellt werden können. Transplantate von genetisch manipulierten Neuronen, die große Mengen eines Nerven-Wachstumsfaktor freisetzen, erhöhten die Dichte der Nervennetzwerke im Gehirn von Affen wieder.
"Lässt Ihr Gedächtnis Sie manchmal im Stich? Sind Sie vergesslich?" – fragt man uns in einer bekannten Fernsehwerbung, in der ältere Menschen gezeigt werden, die offensichtlich wieder etwas Entscheidendes verbummelt haben. Der Spot demonstriert nur einen ganz natürlichen Vorgang: Beim Alterungsprozess sterben bestimmte Nervenzellen, die als cholinerge Neuronen bezeichnet werden, vermehrt ab. Von diesen Zellen, die über ihre Axone mit zahlreichen Neuronen in der Großhirnrinde verbunden sind, nimmt man allerdings an, dass sie für das Gedächtnis verantwortlich sind. Die geistigen Leistungen nehmen daher im Alter ein wenig ab. Sehr viel dramatischer und schneller bauen dagegen die Fähigkeiten von Patienten mit Alzheimer Erkrankung ab. Wissenschaftler konnten zeigen, dass bei diesen Menschen die cholinergen Neuronen besonders stark betroffen sind.

Forscher unter der Leitung von Mark Tuszynski von der University of California in San Diego untersuchten den Rückgang der Neuronennetze. Ihnen war bekannt, dass ein Nerven-Wachstumsfaktor (nerve growth factor) Neuronen ernährt und ihnen somit erlaubt, ihre Axone intakt zu halten. Diese Fortsätze der Nervenzellen sind entscheidend, da die Zellen über sie Verbindungen zu anderen Neuronen herstellen.

Um mögliche positive Effekte einer vermehrten Freisetzung des Wachstumsfaktors zu testen, veränderten sie Hirnzellen genetisch in der Art, dass sie große Mengen des Signalstoffs ausschütteten. Diese manipulierten Nervenzellen transplantierten die Wissenschaftler in die Gehirne älterer Affen. Dann verglichen sie die Dichte der cholinergen Neuronen in der Großhirnrinde von normal gealterten Affen mit Tieren, die eine Transplantation erhalten hatten. "Wir konnten zeigen, dass sich der altersbedingte Rückgang der Verknüpfungen im Cortex rückgangig machen ließen, dadurch dass wir den Zellkörpern der Neuronen tief im Gehirn den Wachstumsfaktor zuführten", berichtete Tuszynski. Seine Ergebnisse wird der Wissenschaftler beim jährlichen Treffen der American Academy of Neurology vom 29. April bis 6. Mai 2000 in San Diego vorstellen.

"Es wäre unangebracht vorzuschlagen, diese Methode bei altersbedingter Vergesslichkeit anzuwenden, aber es könnte ausgesprochen nützlich in der Behandlung von Alzheimer sein", erklärt der Wissenschaftler. "In der Tat beginnen wir bereits mit klinischen Studien, um zu ermitteln, ob die Gentherapie mit dem Nerven-Wachstumsfaktor gegen Alzheimer einsetzbar ist."

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