News: Gentherapie gegen Gehirnalterung
Forscher unter der Leitung von Mark Tuszynski von der University of California in San Diego untersuchten den Rückgang der Neuronennetze. Ihnen war bekannt, dass ein Nerven-Wachstumsfaktor (nerve growth factor) Neuronen ernährt und ihnen somit erlaubt, ihre Axone intakt zu halten. Diese Fortsätze der Nervenzellen sind entscheidend, da die Zellen über sie Verbindungen zu anderen Neuronen herstellen.
Um mögliche positive Effekte einer vermehrten Freisetzung des Wachstumsfaktors zu testen, veränderten sie Hirnzellen genetisch in der Art, dass sie große Mengen des Signalstoffs ausschütteten. Diese manipulierten Nervenzellen transplantierten die Wissenschaftler in die Gehirne älterer Affen. Dann verglichen sie die Dichte der cholinergen Neuronen in der Großhirnrinde von normal gealterten Affen mit Tieren, die eine Transplantation erhalten hatten. "Wir konnten zeigen, dass sich der altersbedingte Rückgang der Verknüpfungen im Cortex rückgangig machen ließen, dadurch dass wir den Zellkörpern der Neuronen tief im Gehirn den Wachstumsfaktor zuführten", berichtete Tuszynski. Seine Ergebnisse wird der Wissenschaftler beim jährlichen Treffen der American Academy of Neurology vom 29. April bis 6. Mai 2000 in San Diego vorstellen.
"Es wäre unangebracht vorzuschlagen, diese Methode bei altersbedingter Vergesslichkeit anzuwenden, aber es könnte ausgesprochen nützlich in der Behandlung von Alzheimer sein", erklärt der Wissenschaftler. "In der Tat beginnen wir bereits mit klinischen Studien, um zu ermitteln, ob die Gentherapie mit dem Nerven-Wachstumsfaktor gegen Alzheimer einsetzbar ist."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.10.1997
"Weitere Schritte wider das Vergessen" - Spektrum Ticker vom 9.6.1999
"Alter allein macht nicht dümmer"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 28.10.1997
"Ein Wachstumsfaktor repariert Nervenzellen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 3/95, Seite 72
"Vitale Hochbetagte"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.