News: Geschlechterkampf
Alexander Badyaev, zurzeit an der University of Arizona tätig, interessierte sich für das Schicksal der kleinen Eroberer und blieb ihnen auf den Fersen. Dabei entdeckten er und seine Kollegen eine unterschiedliche Überlebenschance der Geschlechter: Während in Montana größere Weibchen und kleinere Männchen die besseren Karten haben, ist es in Alabama genau umgekehrt – hier müssen die Männchen besonders groß sein. Und genau auf diese Unterschiede der verschiedenen Standorte hat sich die Art angepasst: Sie steuert die Größe der Geschlechter.
Wie schaffen sie das? Der Trick liegt in der Reihenfolge, in der die Vögelmütter ihre Eier legen. Bei vielen Vogelarten geht es dem Küken, das aus dem ersten Ei schlüpft, meist besser als seinen später schlüpfenden Geschwistern, die im Wachstum etwas zurückbleiben. So auch beim Hausgimpel, der die Vorteile des Erstgeborenen jedoch nutzt, um die Überlebenschancen seiner Nachfahren generell zu erhöhen. Wie die Wissenschaftler herausfanden, schlüpft aus dem ersten Ei eines Gimpelgeleges in Montana fast immer ein Weibchen, aus dem dem letzten dagegen ein Männchen. Und in Alabama ist es genau umgekehrt: Hier erblickt zuerst ein Männchen das Licht der Welt, gefolgt von seinen weiblichen Geschwistern.
Offensichtlich können die Gimpel das Geschlecht ihres Nachwuches bestimmen. Indem sie die Reihenfolge ihres Geleges geschlechterspezifisch steuern, beeinflussen sie deren durchschnittliche Körpergröße und reagieren damit auf die unterschiedlichen Umweltbedingungen. Die Wissenschaftler schätzen, dass die Vögel dadurch die Überlebenschancen ihrer Brut um 10 bis 20 Prozent verbessern konnten – und das in weniger als 30 Jahren.
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