Transgeschlechtlichkeit: Geschlechtsinkongruenz bei Jugendlichen verschwindet oft wieder
In der Pubertät fangen viele Kinder und Jugendliche an, sich intensiver mit ihrer Geschlechtsidentität auseinanderzusetzen. Das Gefühl, nicht dem Geschlecht anzugehören, das man bei der Geburt zugewiesen bekommen hat, tritt dabei immer häufiger auf – ist jedoch oft nicht von Dauer. Das zeigt eine Untersuchung, die Kinder- und Jugendpsychiater um Christian Bachmann vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf veröffentlicht haben.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland für die Jahre 2013 bis 2022 aus. Dabei zählten sie alle Fälle einer »Störung der Geschlechtsidentität«, wie die Geschlechtsdysphorie bis vor Kurzem noch hieß, und verwandter Diagnosen. Die Zahl stieg im Beobachtungszeitraum unter den 5- bis 24-Jährigen Versicherten auf rund das Achtfache. Besonders ausgeprägt war der Anstieg bei biologisch weiblichen Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren.
Bei drei Vierteln der jungen Menschen mit Geschlechtsdysphorie wurde eine weitere psychiatrische Diagnose festgestellt, am häufigsten eine Depression, Borderline-Störung, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder posttraumatische Belastungsstörung. Die Geschlechtsinkongruenz stellt sich als zeitlich eher instabil heraus: Nach fünf Jahren wies mehr als die Hälfte der Betroffenen keine Geschlechtsdysphorie mehr auf. Ursachen für den Trend ließen sich auf Grund der Daten allerdings nicht identifizieren.
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