Lebensmittelsicherheit: Arsen in Meeresfrüchten womöglich doch schädlich
Arsen ist ein Halbmetall, das in vielen chemischen Varianten existiert. In seiner anorganischen Form stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung den Stoff als Krebs erregend ein. Einige Arsenverbindungen sind zudem hochgiftig. In Meeresfrüchten wie Fisch und Schalentieren, aber auch in Algen und einigen Pilzen kommt am häufigsten die Verbindung Arsenobetain vor, die man bislang für wenig bedenklich hielt. Denn sie ist kaum toxisch und Menschen scheiden sie sehr schnell aus. Ein Forscherteam der Universität Bern stellt diese Annahme nun in Frage. Einer neuen Studie zufolge können Darmbakterien von Säugetieren Arsenobetain in andere Arsenverbindungen umwandeln, darunter auch in Krebs erregendes anorganisches Arsen.
Die Fachleute hatten drei Gruppen von Mäusen untersucht: Tiere, die völlig keimfrei aufgewachsen waren und somit über kein Darmmikrobiom verfügten, Mäuse mit normaler Darmflora und solche, deren Verdauungstrakt lediglich zwölf definierte Bakterienstämme enthielt. Alle Tiere bekamen Futter, das reich an Arsenobetain war. Wie chemische Analysen des Darminhalts offenbarten, wiesen die Mäuse mit der vielfältigsten Darmflora die größten Mengen giftigen Arsens auf, die keimfreien Tieren die geringsten. Nachdem alle Nager auf eine arsenarme Diät umgestellt worden waren, war der Stoff aus den keimfreien Tieren und aus jenen mit reduzierter Darmflora deutlich schneller wieder verschwunden als aus jenen mit normalem Mikrobiom. Das liegt daran, dass sich seine toxische Form in den Organen leichter anreichert als das Arsenobetain.
Wie sicher sind Meeresfrüchte?
»Darmmikroben spielen also eine entscheidende Rolle bei der Verstoffwechselung von Arsenobetain im Körper«, fasst Studienleiter Siegfried Hapfelmeier die Ergebnisse in einer Pressemitteilung der Universität Bern zusammen. »In diesem Fall scheint das Mikrobiom jedoch eine schädliche Wirkung zu haben.« Er gibt allerdings zu bedenken, dass es sich um Untersuchungen an Mäusen handle, deren Ergebnisse nicht zwingend auf den Menschen übertragbar seien. Wahrscheinlich würden im menschlichen Darm aber ähnliche Prozesse ablaufen.
Arsenobetain wird derzeit nicht als toxisch eingestuft und unterliegt daher keinen gesetzlichen Grenzwerten in Lebensmitteln. Die neuen Erkenntnisse könnten daher eine Neubewertung der Sicherheit von Meeresfrüchten anstoßen, mutmaßen die Studienautoren.
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