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Hera-Mission: Raumsonde ist auf dem Weg zum Asteroiden Dimorphos

Im Jahr 2022 schlug eine NASA-Sonde gezielt in den Asteroidenmond Dimorphos ein, um ihn von seiner Bahn abzulenken. Nun soll eine weitere Mission klären, was dabei genau passiert ist.
Die Raumsonde Hera zwischen dem Asteroiden Didymos und dessen Mond Dimorphos
Die Raumsonde Hera soll dabei helfen herauszufinden, wie die Menschheit eines Tages dem Schicksal der Dinosaurier entgehen könnte. In dieser Illustration sieht man sie zwischen dem Asteroiden Didymos (links) und seinem Begleiter Dimorphos.

Es ist eines der gängigsten Weltuntergangsszenarien: Ein riesiger Asteroid rast ungebremst auf die Erde zu, schlägt ein und löscht das Leben, wie wir es kennen, fast vollständig aus. Dass das Ganze nicht so unwahrscheinlich ist, wie es klingt, zeigt das Schicksal der Dinosaurier: Laut einer gängigen Theorie beendete der Einschlag eines etwa zehn Kilometer durchmessenden Himmelskörpers ihre Existenz auf diesem Planeten. Die faszinierenden Giganten waren vor 66 Millionen Jahren weder in der Lage, die drohende Gefahr vorherzusehen, noch, sie abzuwenden.

Das ist mittlerweile anders: Es gibt zum einen zahlreiche Missionen zur Himmelsüberwachung und damit eine recht genaue Kenntnis aller erdnahen Asteroiden. Zum anderen krachte am 27. September 2022 die NASA-Sonde DART (kurz für: Double Asteroid Redirection Test) mit voller Wucht in den Asteroidenmond Dimorphos, wodurch sich dessen Umlaufbahn um den Asteroiden Didymos verkürzte und beide auf eine andere Flugbahn gelenkt wurden. Es war das erste Mal, dass die Menschheit die Bewegung eines Himmelskörpers absichtlich verändert hat.

»Dinosaurs didn't have a space agency – Dinosaurier hatten keine Raumfahrtagentur«Europäische Raumfahrtagentur ESA

All das muss man wissen, um den Sinn der nun auf DART folgenden Hera-Mission zu verstehen. Denn die Europäische Weltraumagentur ESA hat dem knapp 200 Millionen Kilometer entfernten Asteroidenpaar jetzt eine weitere Raumsonde hinterhergeschickt. An Bord einer Falcon-9-Rakete hob sie am Nachmittag des 7. Oktober 2024 um 16.52 Uhr MESZ erfolgreich vom Kennedy Space Center in Florida ab. Mit Hera will man herausfinden, was sich aus der Ferne mit Teleskopen nicht klären ließ: Wie genau hat sich Dimorphos' Orbit um Didymos verändert? Wie groß ist DARTs Einschlagkrater? Welche Form hat er? Und welche Rückschlüsse lässt das alles auf die Zusammensetzung des Doppelasteroiden zu?

Vom Experiment zum Real-Case-Szenario

Die Klärung solcher Fragen ist wichtig, um aus dem erfolgreichen Experiment eine ausgereifte Technologie zur Planetenverteidigung entwickeln zu können. Finden nämlich Astronominnen und Astronomen in ihren Daten eines Tages einen Brocken, der auf Kollisionskurs mit der Erde ist, wollen sie vorbereitet sein. Im Angesicht einer realen Gefahr zählt auf die Abermillionen Kilometer der Flugbahn gerechnet jeder Zentimeter. Und die allermeisten Asteroiden sind nicht etwa feste Steinkugeln, sondern eine Zusammenballung von unterschiedlichstem kosmischem Material, das sich im Fall einer Kollision höchst unvorhersehbar verhält. Was also der Aufprall einer kleinen Sonde ausrichten kann und wie dieser genau vonstattengehen soll, muss im Vorhinein präzise berechnet werden.

Um den DART-Krater auf Dimorphos und die Materialzusammensetzung von Didymos vor Ort bestmöglich analysieren und vermessen zu können, hat Hera zusätzlich zu den eigenen wissenschaftlichen Instrumenten noch zwei kleine Helfer an Bord. Die je etwa aktenkoffergroßen Kleinstsatelliten (englisch: CubeSats) Milani und Juventas werden am Ziel von Hera ausgesetzt und sollen detaillierte Spektralmessungen der Oberflächen des Asteroidenpaars sowie Radarsondierungen des Inneren vornehmen. Anschließend sollen sie auf Dimorphos landen und Staubproben nehmen, um diese zu charakterisieren.

Da die Hera-Mission nicht rechtzeitig zum Start von DART bewilligt worden war, muss die vom Bremer Raumfahrtkonzern OHB gebaute europäische Vermessungssonde dem Asteroidenpaar nun hinterherfliegen. Die ursprünglich vorgesehene Sonde AIM (kurz für: Asteroid Impact Mission) war bei den Budgetverhandlungen des ESA-Ministerrats im Jahr 2016 durchgefallen und entsprechend nie gebaut worden. Erst drei Jahre später wurden dann die Finanzmittel für die Mission bewilligt, die nun den Namen Hera erhielt. Hera wird Didymos nach einer zweijährigen Reisezeit voraussichtlich Ende Dezember 2026 erreichen. Nach einem halben Jahr der Erkundung soll sie schließlich auf Didymos, dem Größeren, aufsetzen – und bis ans Ende der Zeit mit ihm in die unendlichen Weiten des Alls reisen.

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