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Sternentwicklung: HH 110 - Die Abgasstrahlen eines jungen Sterns

Herbig-Haro-Objekt 110 im Sternbild Orion

Ein Blick in die Vergangenheit unserer Sonne vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren könnte diese Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble sein. Sie zeigt das Herbig-Haro-Objekt 110 (HH 110), das durch den heißen Gasstrahl eines Sterns mit einer Masse vergleichbar der Sonne entsteht. Die Bezeichnung Herbig-Haro-Objekt geht auf die Astronomen George Herbig (geb. 1920) und Guillermo Haro (1913 – 1988) zurück, die in den 1940er Jahren unabhängig voneinander viele dieser Objekte am Himmel fanden und systematisch beschrieben. Herbig-Haro-Objekte können sehr vielgestaltig sein, aber die grundlegende Form ist immer gleich. Ein junger Stern, der von einer dichten Scheibe aus Gas und Staub umgeben ist, gibt in Richtung beider Rotationspole je einen engen Strahl aus heißem Gas ab, die sich bis zu mehreren Lichtjahren erstrecken können. Die Astronomen vermuten, dass dies beim Aufprall von Materie aus der Scheibe auf den Stern geschieht. HH 110 befindet sich im Sternbild Orion und ist rund 1300 Lichtjahre von uns entfernt.

Wenn diese energiereichen Jets auf kühleres dichtes Gas in der Umgebung des Sterns treffen, bildet sich an der Grenzfläche eine Stoßfont aus. Dort wird das sich mit hoher Geschwindigkeit bewegende Gas des Jets bis fast zum Stillstand abgebremst. Das weiterhin nachströmende Gas sammelt sich an der Stoßfront an, verdichtet sich und heizt sich dabei stark auf, so dass hell leuchtende Gebilde entstehen. Im Fall von HH 110 zeigt sich eine Besonderheit: Bislang war es den Astronomen nicht gelungen, den verursachenden Stern zu entdecken. Möglicherweise wird HH 110 durch einen weiteren, verborgenen Jet erzeugt. Ein Jet des nahegelegenen HH 270 trifft streifend auf ein unbewegliches Objekt, einen Wolkenkern aus dichtem, kühlen Gas und Staub und wird dabei in einem Winkel von 60 Grad abgelenkt. Der Jet von HH 270 wird dadurch dunkel und erscheint dann erst wieder als HH 110.

Die unregelmäßige Struktur von HH 110 weist darauf hin, dass der Materieausstoß des jungen Sterns ungleichmäßig erfolgt. Mal stößt er mehr Materie aus, mal weniger, und diese bewegt sich zudem mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Dadurch können schnellere Gasklumpen langsamere einholen und mit ihnen kollidieren. Bei diesen Kollisionen entstehen weitere Stoßwellen. Sie zeigen sich als bläuliche Ränder in HH 110. Misst man die Geschwindigkeiten und Positionen der einzelnen Klumpen, so können die Wissenschaftler auf die Aktivität des jungen Sterns schließen und dessen Entwicklungsgeschichte rekonstruieren.

Die Falschfarben-Aufnahme von HH 110 entstand mit dem Weltraumteleskop Hubble im infraroten, sichtbaren und ultravioletten Licht und wurde mit der Wide Field Camera 3 und der Advanced Camera for Surveys abgelichtet. Die Gesamtbelichtungzeit betrug 2,6 Stunden. Blau ist nahes Infrarot bei 814 Nanometer Wellenlänge, Hellblau steht für H-alpha-Licht bei 658 Nanometer, Grün ist Ultraviolett bei 110 Nanometer und Rot stellt Ultraviolett bei 160 Nanometer Wellenlänge dar.

  • Quellen
STScI, 3. Juli 2012

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