News: Himmlische Viren-Enttarnung
Winzige, mit dem bloßem Auge völlig unsichtbare Viren vom Weltall aus entdecken zu wollen - das klingt zunächst nach einer, vorsichtig ausgedrückt, wenig pfiffigen Idee. Wenn man Satelliten-Beobachtungsdaten aber mit ökologischem Know-how sinnvoll interpretiert, ist der Vorschlag gar nicht dumm.
Gegen manche Krankheitserreger sind Ärzte fast immer hilflos. Hantaviren gehören dazu, zum Beispiel das so genannte Sin-Nombre-Virus (SNV). Dieses "Virus ohne Namen", so die wörtliche Übersetzung, ist ähnlich selten wie seine bekannteren Verwandten Ebola- und Marburg-Virus – und ähnlich tödlich. Erst 1993 starb bei einer SNV-Epedemie in den USA jeder zweite der etwa hundert erkrankten Menschen an den Folgen dieser Infektion, dem Hantavirus-Lungensyndrom (hantaviral pulmonary syndrome, HPS).
Gegen Erreger wie SNV, gegen die kein Kraut gewachsen oder Medikament gefunden ist, bleibt Prävention das wirksamste Mittel. Diese verlangt die Kenntnis von Infektionsherd und -quelle. Überträger von Hantaviren sind Nagetiere, so auch beim SNV: In den USA wird das Virus innerhalb von Hirschmaus-Populationen (Peromyscus maniculatus) von Tier zu Tier weitergeben. Besonders im Freien lebende und arbeitende Menschen sind gefährdet. Sie infizieren sich, wenn sie aufgewirbelte, virushaltige Staubpartikel aus den eingetrockneten Ausscheidungen kranker Tiere einatmen.
Wie groß nun die Gefährdung der Bevölkerung einer bestimmten Region durch die Virus-Überträger tatsächlich ist, kann theoretisch zwar aufgeklärt werden, praktisch ist dies aber äußerst mühsam: Dazu ist es notwendig, einen großen, repräsentativen Anteil der Maus-Population zu fangen, töten und auf eine etwaige Virusinfektion hin zu untersuchen. Ein Wissenschaftlerteam um Gregory Glass von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health unterzog sich von 1998 bis 1999 nun dieser mühevollen Aufklärungstätigkeit. Die Forscher sammelten und untersuchten dabei die stattliche Zahl von 15 042 Hirschmäusen aus dem Areal im Südwesten der USA, in dem vor Jahren die letzte SNV-Epedemie ausgebrochen war.
Ein enormer, aber berechtigter Aufwand: Der experimentelle Kraftakt, hoffen die Forscher, könnte in Zukunft ähnlich großangelegte Untersuchungen weiterer potenziell gefährlicher Standorte jenseits des Untersuchungsgebietes überflüssig machen. Bei ihren Analysen entdeckten die Wissenschaftler nämlich eine interessante Korrelation zwischen der Infektionshäufigkeit der Mäuse und dem pflanzlichen Bewuchs ihres Lebensraums: Mäuse aus Habitaten, die von Holzgewächsen – Kiefernarten etwa – dominiert wurden, waren signifikant häufiger auch mit SNV infiziert. Dagegen lebten Tiere aus Habitaten mit einem typischen Bewuchs aus Schlangenknöterich, Kleinstrauchern wie Larrea divaricata, Feldmannstreu oder Prosopis viel häufiger ein virenfreies Mäuseleben.
Diesen beiden unterschiedlich infektionsbegünstigenden Habitaten ordneten die Wissenschaftler nun mit Hilfe einer Computersoftware charakteristische Daten von Landschaftsaufnahmen des Untersuchungsgebietes zu, die zwischen 1997 und 1998 mit dem Thematic-Mapper-Instrumentarium des Landsat-5-Satelliten aus der Erdumlaufbahn aufgenommen wurden.
Damit sind die Forscher nun in Besitz einer Skala, mit deren Hilfe sie aus Satellitenaufnahmen bestimmter Vegetationsräume Rückschlüsse auf das Ausmaß der Gefährdung der dort lebenden Menschen durch Viren ziehen können.
Im Augenblick allerdings ist das so identifizierbare Virus-Spektrum noch begrenzt, und ob das System in der Praxis für Vorhersagen tatsächlich brauchbar sein wird, muss sich noch zeigen. Glass ist sich jedoch sicher, das der Ansatz dazu beiträgt "die Umweltbedingungen, die eine Virusinfektionen begünstigen könnten, besser zu identifizieren". Gelänge dies, so wären Virengefahren aus dem All zu erkennen – und keiner Maus müsste mehr wirklich nahe auf den Pelz gerückt werden.
Gegen Erreger wie SNV, gegen die kein Kraut gewachsen oder Medikament gefunden ist, bleibt Prävention das wirksamste Mittel. Diese verlangt die Kenntnis von Infektionsherd und -quelle. Überträger von Hantaviren sind Nagetiere, so auch beim SNV: In den USA wird das Virus innerhalb von Hirschmaus-Populationen (Peromyscus maniculatus) von Tier zu Tier weitergeben. Besonders im Freien lebende und arbeitende Menschen sind gefährdet. Sie infizieren sich, wenn sie aufgewirbelte, virushaltige Staubpartikel aus den eingetrockneten Ausscheidungen kranker Tiere einatmen.
Wie groß nun die Gefährdung der Bevölkerung einer bestimmten Region durch die Virus-Überträger tatsächlich ist, kann theoretisch zwar aufgeklärt werden, praktisch ist dies aber äußerst mühsam: Dazu ist es notwendig, einen großen, repräsentativen Anteil der Maus-Population zu fangen, töten und auf eine etwaige Virusinfektion hin zu untersuchen. Ein Wissenschaftlerteam um Gregory Glass von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health unterzog sich von 1998 bis 1999 nun dieser mühevollen Aufklärungstätigkeit. Die Forscher sammelten und untersuchten dabei die stattliche Zahl von 15 042 Hirschmäusen aus dem Areal im Südwesten der USA, in dem vor Jahren die letzte SNV-Epedemie ausgebrochen war.
Ein enormer, aber berechtigter Aufwand: Der experimentelle Kraftakt, hoffen die Forscher, könnte in Zukunft ähnlich großangelegte Untersuchungen weiterer potenziell gefährlicher Standorte jenseits des Untersuchungsgebietes überflüssig machen. Bei ihren Analysen entdeckten die Wissenschaftler nämlich eine interessante Korrelation zwischen der Infektionshäufigkeit der Mäuse und dem pflanzlichen Bewuchs ihres Lebensraums: Mäuse aus Habitaten, die von Holzgewächsen – Kiefernarten etwa – dominiert wurden, waren signifikant häufiger auch mit SNV infiziert. Dagegen lebten Tiere aus Habitaten mit einem typischen Bewuchs aus Schlangenknöterich, Kleinstrauchern wie Larrea divaricata, Feldmannstreu oder Prosopis viel häufiger ein virenfreies Mäuseleben.
Diesen beiden unterschiedlich infektionsbegünstigenden Habitaten ordneten die Wissenschaftler nun mit Hilfe einer Computersoftware charakteristische Daten von Landschaftsaufnahmen des Untersuchungsgebietes zu, die zwischen 1997 und 1998 mit dem Thematic-Mapper-Instrumentarium des Landsat-5-Satelliten aus der Erdumlaufbahn aufgenommen wurden.
Damit sind die Forscher nun in Besitz einer Skala, mit deren Hilfe sie aus Satellitenaufnahmen bestimmter Vegetationsräume Rückschlüsse auf das Ausmaß der Gefährdung der dort lebenden Menschen durch Viren ziehen können.
Im Augenblick allerdings ist das so identifizierbare Virus-Spektrum noch begrenzt, und ob das System in der Praxis für Vorhersagen tatsächlich brauchbar sein wird, muss sich noch zeigen. Glass ist sich jedoch sicher, das der Ansatz dazu beiträgt "die Umweltbedingungen, die eine Virusinfektionen begünstigen könnten, besser zu identifizieren". Gelänge dies, so wären Virengefahren aus dem All zu erkennen – und keiner Maus müsste mehr wirklich nahe auf den Pelz gerückt werden.
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