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Klima: Der wärmste Tag der Antarktis

Auch in der Antarktis können die Temperaturen über die Null-Grad-Grenze steigen. Doch was am 24. März 2015 geschah, setzt neue Rekorde.
Ein Zügelpinguin springt in die kühlen Fluten des Südpolarmeers

Die Antarktische Halbinsel ist der klimatisch angenehmste Bereich des eisigen Südkontinents: Regelmäßig steigen die sommerlichen Temperaturen hier über den Nullpunkt und erlauben damit sogar das Wachstum von höheren Pflanzen. Doch was am 24. und 25. März 2015 geschah, ist selbst für diese Region einmalig, seit sie von Menschen systematisch überwacht wird. Die World Meteorological Organization (WMO) bestätigte offiziell, dass damals die höchsten Temperaturen auf dem antarktischen Festland erreicht wurden, die bislang gemessen wurden. Auf 17,4 beziehungsweise 17,5 Grad Celsius stieg das Thermometer an der argentinischen Forschungsstation Esperanza, so die WMO. Damit übertraf der Wärmeschub den vorherigen Spitzenreiter von 15 Grad Celsius aus dem Jahr 1974 deutlich. Verursacht wurde der Temperaturanstieg 2015 von einem Föhnsturm, der an diesen Tagen über das Gebiet hinwegfegte und die ungewöhnliche Wärme brachte. Ungewöhnlich war zudem, dass der Temperatursprung im Herbst stattfand, wenn es normalerweise kühler wird. Der durchschnittlich wärmste Monat ist normalerweise der Dezember.

Betrachtet man die gesamte antarktische Region mit ihren Inseln, reichen die Werte von Esperanza jedoch noch nicht an die 19,8 Grad Celsius heran, die am 30. Januar 1982 auf der Insel Signy an der gleichnamigen Wetterstation erfasst wurden. Das Eiland befindet sich nahe dem 60. Breitengrad und damit im weiteren Einflussbereich der stürmischen Westwindzone, deren Tiefs warme Luftmassen mit sich führen können. Die höchsten Temperaturen für das antarktische Plateau – das den größten Teil des Kontinents einnimmt – liegt laut WMO weiterhin bei minus 7 Grad Celsius von der automatischen Wetterstation D-80 vom 28. Dezember 1989. Den absoluten Tiefstwert bilden hingegen die berühmten minus 89,2 Grad Celsius vom 21. Juli 1983 an der russischen Wostok-Station.

Die Antarktische Halbinsel gehört prinzipiell zu den Regionen, die sich weltweit während der letzten Jahrzehnte am stärksten erwärmt haben. Im Mittel ist sie heute um 3 Grad Celsius wärmer als vor 50 Jahren. Diese Aufheizung hat dazu beigetragen, dass sich mittlerweile fast 90 Prozent aller Gletscher der Halbinsel zurückziehen und viele Schelfeisflächen auseinandergebrochen sind. Und die Föhnwinde, die auch die Rekordwerte erzeugt haben, scheinen dabei eine große Rolle zu spielen. Wie erst vor wenigen Jahren bemerkt wurde, treten sie im Winter sogar häufiger auf, wo sie von der Wissenschaft eigentlich nicht erwartet worden waren. Ihre Kraft ist selbst dann ausreichend stark, um Eis zu schmelzen und so den Kollaps voranzutreiben. Ob ihre Zahl und Intensität in den letzten Jahrzehnten im Winter zugenommen hat, können die Polarforscher bislang aber nur vermuten.

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