Sonnenkorona: Hitzig wegen Nanoflares
Die Sonnenoberfläche ist schon enorm heiß, aber der sie umrundende Kranz aus verdünntem Gas – die Korona – ist noch viel, viel heißer. Wie das angehen kann, zeigen nun Beobachtungen mit dem Röntgensatellit Hinode.

© NASA / JAXA (Ausschnitt)

© NASA / JAXA (Ausschnitt)
Sonnenfinsternis im All | Nicht nur viele Menschen in Indien, China und anderen Ländern entlang des Finsternispfads beobachteten die verdunkelte Sonne am 22. Juli 2009, auch der japanische Satellit Hinode konnte das Spektakel mit seinen Teleskopen verfolgen. Da unser Zentralgestirn noch im Aktivitätsminimum verweilte, zeigt die Korona auf diesem Bild wenig Struktur.
Denn 1939 erkannte Walter Grotrian am Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam, dass dessen Spektrum nur zu erklären war, wenn die Temperatur des fein verteilten Gases rund eine Million Grad beträgt – eher so viel wie im Zentrum des Glutballs denn an seiner Oberfläche. Hier ist die Sonne nur 5600 Grad heiß, es muss also irgendeinen Prozess geben, der die Korona auf diesen enormen Wert erhitzen kann.

© NASA (Ausschnitt)
Koronaler Bogen | Der kleine NASA-Satellit TRACE (Transition Region And Coronal Explorer) ist auf die Beobachtung koronaler Bögen im Ultraviolettbereich des Spektrums spezialisiert. Die Strukturen entstehen durch das Fließen heißen Gases entlang von Magnetfeldlinien, die aus dem Sonneninnern heraus durch die Oberfläche verlaufen.
"Zum ersten Mal konnten wir zehn Millionen Grad heißes Plasma nachweisen, das nur auf die gepulsten Energieausbrüche von Nanoflares zurückgehen kann."
(James Klimchuk)
James Klimchuk, Sonnenphysiker am Goddard Spaceflight Center der NASA in Greenbelt, Maryland, hatte seit einer Weile so genannte Nanoflares im Verdacht. Er und sein Team konnten mit Computermodellen zeigen, dass eine große Menge dieser kleinen Energieausbrüche, bei denen Magnetfeldlinien der Sonne umgeordnet werden, in der Lage ist, die Temperaturen und ihre Verteilung in der Korona zu erklären. Demzufolge gehen die eindrucksvollen koronalen Bögen aus heißem Plasma auf Stränge von Magnetfeldlinien zurück, in denen durch ein Trommelfeuer aus Nanoflares das Gas auf bis zu zehn Millionen Grad erhitzt wird. Solche Spitzenwerte wurden bislang jedoch noch nicht gemessen. (James Klimchuk)

© NASA (Ausschnitt)
Aktive Region im Röntgenbereich | Im November 2006, gegen Ende des vorigen Elfjahreszyklus, nahm der japanische Satellit Hinode im Röntgenbereich eine große aktive Region auf. Die Temperatur des heißen Gases erreicht dort bis zu zehn Millionen Grad.

© NASA / Reale et al. 2009 (Ausschnitt)
Temperaturkarte der aktiven Region | Aus dem Vergleich mehrerer Aufnahmen mit verschiedenen Filtern konnten Astronomen diese Temperaturkarte der aktiven Region vom November 2006 erstellen. In den blau gefärbten Zonen von "AR10923" herrscht eine Temperatur von zehn Millionen Grad.
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