News: Ich sehe was, was du nicht siehst
Die Augenforscherin Dolores Bradley und der Augenarzt Alcides Fernandes untersuchten zunächst 237 Affen, die von der Geburt bis zum Alter von eineinhalb Jahren normal aufwuchsen. Sie stellten fest, daß deren Augen umso schneller wuchsen, je weitsichtiger – also kurzäugiger – sie anfangs waren. Im Alter von achtzehn Monaten hatten sich die Wachstumsgeschwindigkeiten einander angepaßt. "Das läßt vermuten, daß es in der Tat Umwelteinflüsse gibt, die mit der Genetik Hand in Hand arbeiten", so Bradley.
Für eine andere Studie wuchs eine zweite Gruppe von Affen von der Geburt bis zur Geschlechtsreife mit speziell konstruierten Linsen vor jeweils einem Auge auf. Die anschließenden Untersuchungen ergaben, daß auch das "unbehandelte" Auge Anomalien in seinem Längenwachstum aufwies, die mit der Stärke der Linse korrelierten. Vorher glaubte man, jedes Auge habe seinen eigenen Regulierungsmechanismus. "Jetzt wissen wir, daß sie beide zusammenarbeiten," sagte Fernandez, "so daß jede Korrektur der Sehschärfe eines Auges die Entwicklung beider Augen beinflussen kann."
Die Forscher hoffen jetzt, daß ein Weg gefunden wird, das Längenwachstum der Augen im frühkindlichen Entwicklungsstadium zu steuern, sagen aber auch, daß eine Anwendbarkeit ihrer Ergebnisse noch in der Zukunft liegt.
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